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Chris Griesshaber

“Myth is what we call other people's religion”. (C. Campbell) Psychotherapie in Literatur & Film III/2

Aktualisiert: 11. Dez.

Einleitung:

Thema des Beitrags ist die Bedeutung mythischer Erzählungen als Instrument zur Begleitung und Deutung seelischer Reife. Es ist letztlich die Religion - als die Rückbindung des Manschen an das transzendente Unbedingte (A. Biesinger), die Antworten bereit hält auf die existentielle Fragen des Menschen - die Frage nach Sinn, Hoffnung, Halt und Trost, Tod und Auferstehung. Dqavon berichten uralten mythologischen Erzählungen, etwa dem Enuma Elisch, dem Gilgamesch Epos, Upanishaden oder Bagavadgita. Die europäische Kultur und Geschichte ist bis heute geprägt von den Werken antiker griechischer und römischer Dichter von Homer, Hesiod und den jüdisch-christlichen Welt- und Menschenbild, wie wir es aus dem Alten und Neuen Testament kennen. Diese Texte haben bis heute einen hohen Stellenwert. Überlegungen sollen meine These belegen, dass die modernen Medien grundlegend religiös sind, indem sie sich auf die Bilder und Symbole beziehen.


Der letzte Beitrag The Undisovered Country  handelte von der Selbsterkennung auf dem Weg zur Selbstwerdung. Sogenannte Coming-of-Age Filme wie Poor Things und A Color Purple können uns helfen können unsere eigenen Entwicklungsprozesse zu reflektieren, so meine These. Selbsterkenntnis kann schmerzhaft sein, vor allem, wenn man seine negativen Eigenschaften, seinen Schatten (1) verdrängt und nach außen verlagert, in dem auf die Umstände oder auf bestimmte Personen projiziert. Immer sind es die Umstände, die anderen oder einfach Schicksal, die schuld sind. (2) 

Durch die aktuellen psychischen und mentalen Herausforderungen in der heutigen Zeit, im privaten wie im öffentlichen Umfeld lässt sich, laut Umfragen, eine Zunahme von psychosomatischen Krankheiten ablesen. Wenn jemand unter psychische Krankheiten leide, neurotische und psychosomatische Symptome habe, kann eine Psychotherapie durchaus angebracht und hilfreich sein. (3) Bis heute ist Psychotherapie ist immer noch ein Tabuthema, wie mir neulich eine Gestalttherapeutin bestätigte. Viele Menschen haben lieber somatischen als psychosomatische Beschwerden, obwohl des zahlreiche Studien gibt, dass eine Psychotherapie auch bei physischen Linderung verschaffe.

Viele haben Angst vor ihrem Unbewussten. Der Blick in die eigene Seele kann gefährlich sein, wie der kleine Löwe Simba im Musical "The Lions King" im Land der Hyänen erfahren musste.

Der Psychotherapeut Thorwald Dethlefsen ist der Überzeugung, dass Psychotherapie viel umfassender zu verstehen sei. (Audio 2) Sie sei auch keine Methode um Menschen gefügiger und angepasster zu machen an Normen und Regeln (Audio 3). Leider hätten Menschen immer noch keine Vorstellungen, was in einer Psychotherapie geschieht.

Schon 1992 warnte der Medienkritiker Neil Postman davor, dass es keinen kohärenten Raum mehr gebe, an dem wir uns orientieren könnten, um unsere Probleme zu bestimmen und nach Lösungen zu suchen. Wir würden unter einer Art "kulturellem Aids" leiden. Deshalb müssten wieder lernen, was uns die großen Erzählungen, die "heiligen Geschichten aller Kulturen, lehren, was uns im Innern glücklich macht und wenigstens zeitweise unsere Sehnsucht nach der geistige Welt stillt. (Claus Eurich) stillt. Dafür brauche es ein Bewusstsein für eine glaubwürdige Erzählung, "eine Geschichte über die Geschichte der Menschheit, die der Vergangenheit Bedeutung zuschreibt, die Gegenwart erklärt und für die Zukunft Orientierung liefert" . Die Grundgedanken einer solchen Erzählung könnten einer Kultur helfen, "ihre Institutionen zu organisieren, Ideale zu entwickeln und ihrem Handeln Autorität zu verleihen".

Wenn Postmann recht hatte mit seiner These, ist eine psychologische Betreuung und Begleitung sinnvoll, denn grundsätzlich könne jeder von Psychotherapie profitieren. (Audio 4) Sie sei zu schade, um nur den Kranken vorbehalten zu sein. (E. Poster). Psychotherapie sei vielmehr ein Instrumentarium mit dessen Hilfe der Mensch sich selbst besser kennenlernen und mit seinen Bewusstseinsebenen in Kontakt kommen kann. Sie kann seelische Reifeschritte einleiten (Audio 5), was früher Sinn und Zweck der mythologischen Erzählungen waren. Es ist heute die Psychotherapie, die dem Menschen Bewusstseinserfahrungen ermöglicht und sein Bewusstsein erweitert. Ihre Aufgabe sei den Menschen in eine neue Freiheit hineinführen. Voraussetzung dafür ist die Selbsterkenntnis, denn sie führe auch zur Gotteserkenntnis. (Audio 7), womit wir bei der Religion angekommen sind, schließlich geht es letztlich darum in den Bereich des Geistlichen, des Numinosen, der Transzendenz zu kommen. Das ist die eigentliche Aufgabe aller Religionen. Es geht letztlich Spiritualität, dem Wissen, woher wir stammen und wohin wir gehen werden. (4)


Die Bedeutung des Mythos in früheren Kulturen und Gesellschaften

Der Beginn der modernen Psychotherapie verbindet man normalerweise mit dem Namen Sigmund Freud. Aber wie wurden vor Freud Menschen vor Freud begleitet und angeleitet ihr Unbewusstes, ihre Psyche, ihre Seele zu erforschen, mit Erfahrungen einer Welt jenseits der realen Welt des Alltags in Kontakt zu kommen, die ihnen Möglichkeiten der Entfaltung hin zu einer größeren Freiheit?

Um dies zu verdeutlichen, erinnert Thorwald Dethlefsen an die Tradition des Theaters, wie wir aus den antiken Griechenland kennen. Religionsgeschichtlich stammt da Wort MYTHOS aus dem Griechischen und meint “Geschichte, sagenhafte Erzählung”. (5) Im Mythos wird der Versuch unternommen, den Ursprung der Welt (kosmogonischer Mythos), ihr Ende (eschatologischer Mythos), die Entstehung der Götter (theogonischer Mythos), die Erschaffung des Menschen (anthropogonischer Mythos) oder bestimmte Naturphänomene (ätiologischer Mythos) in Erzählungen zu deuten. Aus seiner sinnstiftenden Funktion heraus gewinnt der Mythos Bedeutung für das Existenzverständnis des Menschen, er ist somit stets Ausdruck einer Weltanschauung.

Das Ödipus-Projekt sei für ihn der Versuch an einem Beispiel Theater „wieder zurückzuholen zu jenen Uranfängen, zu jenen Wurzeln“, aus denen sich Theater entwickelt hat. Das Wort Theater habe Ähnlichkeit mit dem griechischen für Gott – Theos und verweise daher, dass Theater eher religiösen, kultischen Bereich stamme, was sich auch in der Sprache niedergeschlagen habe. Theater wird immer wieder verglichen mit dem Leben, als Analogie von Spiel und Schicksal. Um es mit Friedrich Schiller zusagen „Sehn wir doch das Große aller Zeiten / Auf den Brettern, die die Welt bedeuten, / Sinnvoll still an uns vorübergehn. / Alles wiederholt sich nur im Leben, / Ewig jung ist nur die Phantasie; / Was sich nie und nirgends hat begeben, / Das allein veraltet nie!“ (aus: An die Freunde). Shakespeares Macbeth verwendet ähnliche von Bühne und Leben - das Leben als armseligen Schatten, gleich einem armseligen Schauspieler, der nicht mehr gehört wird, weil alles nur bedeutungslos sei, eine sehr nihilistische Vorstellung . (6)

Out, out, brief candle!

Life's but a walking shadow,

a poor player,That struts and frets his hour upon the stage,And then is heard no more.

It is a taleTold by an idiot,

full of sound and fury,

Signifying nothing. (Macbth, 5,2)


Die Bezüge zu den Ursprüngen des Theater zeige, dass Menschen in früheren Zeiten und Kulturen durchaus Hilfsmittel zur Verfügung hatten, um psychischen Entwicklung zu begleiten und in Gang zu setzen, die menschliche Seele zu ernähren". (s.o.) Er denke dabei an den Mythos.

(Audio 8). MYTHOS, wie auch die Märchen, werden oft missverstanden als eine Erzählung, die nicht wahr sei. Manche Kritiker meinen sogar, dass man Kinder keine Märchen erzählen dürfe. , Der Grund dafür mag daran liegen, dass wir in den letzten Jahrhunderten die Welt entmythologisiert haben, sie reduziert auf die sichtbare Welt. (Audio 9). Dass es eine Ebene hinter der sichtbaren Ebene der Welt existiere, sei reine Glaubenssache.

Mythologien besitzen eine Wahrheit, die größer ist als die Wahrheit der sichtbaren Wirklichkeit. Davon kann sie nur in Bilder und Symbole zu uns sprechen. Die Naturwissenschaften, die heutzutage die Deutungshoheit besitzen, können dazu keine Aussagen machen.

Was aber versteht man unter MYTHOS? Erich Fromm bezeichnet ihn als "eine Geschichte, die sich in Raum und Zeit abspielt, eine Geschichte, die in symbolischer Sprache religiöse und philosophische Ideen, Erfahrungen der Seele ausdrückt, in denen die wahre Bedeutung des Mythos liegt."

Für den Religionswissenschaftler und Mythenforscher Joseph Campbell ist das Wort Mythos eine Metapher für die Erforschung abendländischer Spiritualität. Mythologien sprechen in Metaphern und Symbolen und vermitteln ein Gefühl von tatsächlicher Teilhabe an einem Durchbruch der Transzendenz (vgl. ebd.) Mythen seien aus den Visionen von Menschen gewonnen, die ihre Innenwelt wirklich erkundet haben, und damit. "…. wie Träume, Produkte der Imagination". (6)


5. Vom Traum zum Mythos


Deshalb ist der Ursprung aller Mythen der Individualtraum. Der Mythos entstehe „wenn sich der Traum, die Vision, die Dichtung des Einzelnen zu einem Großen Traum erhebt, indem die Symbolsprache der Traumbilder nicht nur den Niederschlag individueller Erfahrungen widerspiegelt, sondern sich die Erlebnisse einer größeren Menschengruppe verdichten, deuten oder vorgreifend gestalten.(7)


Diese Archetypen, die Bilder des kollektives Unbewussten (C.G. Jung), tauchen in Überlieferung und Erzählungen aller Kulturen auf. Die Gesamtheit der mythischen Überlieferung eines Volkes oder Kulturkreises wird als Mythologie bezeichnet. Der Mythos weist enge Beziehungen zum Kult auf. Im Ritus werden die mythischen mythischer Vorgänge darstellt. Die ältesten europäischen literarischen Mythendarstellungen stammen aus der griechisch-römischen Antike (Homer, Hesiod, Ovid). Im übertragenen Sinn wird Mythos auch für legendär gewordene Personen oder Ereignisse verwendet.

In den archetypische Bildern werden ältesten Erfahrungen der Menschheit als aktuelles Bedürfnis gegenwärtig. “Archetypen sind gleichermaßen archaisch wie utopisch, retrospektiv wie prospektiv, Erinnerung wie Antizipation, in ihnen bilden Anfang und Ende, Ursprung und Ziel eine Einheit.“ (Ernst Bloch) Die Erinnerung an das Paradies ist gleichsam die Sehnsucht nach Vollendung. Tom Tykwer hat zu die Thema mit Heaven (2002) einen faszinierenden mit Cate Blanchett und Givianni Ribisi gedreht.  (8)

Im Unterscheid zum Mythos sind Märchen Erzählungen, die ihres religiösen Gehaltes entkleidet werden. Der Mythos hat seine Beglaubigung und Wirklichkeit im Ritus, Märchen hingegen im Nachvollzug als einer Welt an sich. Sie sind profane Individualgeschichten. Wenn Mythen und Märchen menschliches Leben ordnen und in einen größeren gesellschaftlichen Zusammenhang stellen, entstehen Sagen und Legenden. 


Eugen Drewermann versucht seit Jahren in seinen Büchern und Vorträgen Märchen und biblischen Geschichten tiefenpsychologisch zu interpretieren und sie in die Gegenwart zu übersetzen. Für Eugen Drewermann sind Therapie. Wir Erwachsenen bräuchten Sie mehr denn je. Märchen seien ein privater Mythos. (9)


Märchen beschreiben in zeitlosen Bildern den mühsamen Weg, den es kostet, von einem Kind zu einem Erwachsenen zu werden. Es muss die Eindrücke, die Schwierigkeiten und Belastungen aus der Kindheit, die mit ins Leben nimmt, auf irgendeiner Weise überwinden. Märchen zeigen, wie das Ich eines Erwachsenen sich aus seiner seelischen Einseitigkeit und Starre lösen und zu sich selbst finden kann. Vor allem zeigen sie, dass es Mut trotz Angst und Schuldgefühle an sich selbst und seine Existenzberechtigung glauben darf. Man muss nur der Wahrheit des eigenen Herzens folgen. (Vgl. dazu E. Drewermann (2023), Grimms Märchen als Therapie: Aschenputtel).


Joseph Campbell ist es der individuellen Traum mit den entsprechenden Konflikten zwischen Wünschen und Ängsten, zwischen Triebimpulsen und Verbote von einer visionären Ebene, in der wir den universellen Problemen begegnen. Von diesen Problemen erzählen uns alle großen Mythen, wie oben erwähnt (ebd. 56). Sie verwenden dazu Bilder und Symbole aus dem großen Schatz des kollektives Unbewussten, die sogenannten Archetypen. (Mehr dazu in: )

Zwei Beispiele: Madonnas Like a Prayer und Earthsong von Michael Jackson on

In ihrem Musikvideo verwendet traditionelle Bilder und Symbole aus der christlichen Tradition. In ihrem Video Clip Like A Prayer sieht schlüpfst in der Rolle der weibliche Erlöserin. (9) Damit verkörpert nicht nur die Grundsehnsucht nach erlösen, sondern ist zugleich Kritik an der weißen Gesellschaft mit Rassismus, Diskriminierung und Ungerechtigkeit. Somit ist die moderne Bilderwelt gleichzeitig sukjektal (innere Ebene) und objektal (äußere Ebene)


Ein weitere Beispiel Earth Song von Michael Jacksons. Die Clip thematisiert die Zerstörung der Umwelt durch den Menschen. Erst durch Michael Jacksons Opfer - dargestellt als Kreuzesszene - übernimmt er die Rolle als neuer Messias kann er die Welt retten, ihre Wunden heilen und sie in den Ursprungszustand des Paradieses zurückführen. Mich beeindruckt das Musik Video nach wie vor,



Diese Beispiele mögen genügen, zeigen sich deutlich, wie Mythos und Märchen gerade therapeutische Funktion haben. Im übrigen verweist Eugen Drewermann immer wieder auf den Juden, wenn es um das Leid der Menschen dreht. Seinen Satz, man möge doch die Welt einmal aus den Augen der Leidenden betrachten. Dazu können uns moderne Medien anleiten. Mehr über die Bedeutung der Bilder in den modernen Medien in den nächsten Beiträgen III/3 u. III/4. _________________________________________________________________________________


Anmerkungen

1. Der Archetypus des Schattens repräsentiert die Anteile unserer Persönlichkeit, die uns meist nicht bewusst sind. Es sind alle negativen Eigenschaften, die wir normalerweis verdrängen, dass die unserem Ich-Ideal widersprechen. Schatten, in: Lexikon der Psychologie, Spektrum der Wissenschaften, abgerufen am 7.3.2024 um 10.40 Uhr. In vielen Filmen wird der Schattenarchetypus verkörpert durch den Erzfeind des Protagonisten, der Protagonistin nicht gesehen wird – sein Alter-Ego. In zahlreichen Romanen und spielt das Doppelgänger Motiv eine wichtige Rolle, z.B. in Dr Jekyll and Mr Hyde, den Batman Filmen, besonders in The Dark Night oder der Bösewicht in den James Bond Filme. Auf diese Weise werden wir, meist unbewusst, mit unserem eigenen Schatten konfrontiert, was mitunter als eine Katharsis empfunden werden kann. Besonders eindrucksvoll wird das in Spiderman 3 gezeigt. Spiderman muss sich selbst als Bösewicht bekämpfen.


2. Gemäß dem Gesetz der Polarität (s. Detlefsen Polarität), der Unterscheidung von oben und unten, ja und nein, gut oder böse teilt der Mensch die Wirklichkeit in zwei Teile. Die seinem Ich-Ideal nicht entsprechende gegenpolare Teile möchte der Mensch nicht wahrhaben, es aus sich herausschieben, denn sie machen Angst. Beide Anteile sind befeindet miteinander. Das geschieht durch Die Summe aller abgetrennten Wirklichkeitsbereiche bilden den Schatten des Menschen. So entstehen Feindbilder (Dethlefsen Schuld). Die Schuld bei den anderen oder der Umwelt zu suchen sei zwar ein nettes Spiel, meint Dethlefsen, aber so entstehe eine Gesellschaft von lauter Opfern. (Audio 1, Audio 2)  

3. Die Psychotherapeutin Gitta Jacob bezweifelt jedoch, dass Psychotherapie jedem helfen könne. Sie sei nicht immer zielführend Vgl. Julia Schaaf, Glauben Sie nicht, Sie werden glücklich, alleinweil Sie über Gefühle reden“, in FAZ v. 7.3.2024, abgerufen am 7.3.2024 um 11:00 Uhr.


4. Weitere Informationen dazu von Eurich, C., Spiritualität und Ethik,


5. Vgl. Dethlefsen, Theater. Das moderne Theater entwickelte sich über Mysterienspiele (biblische Geschichten, Heiligenlegenden etc., den Moralitäten, die einen religiös-lehrhaften Charakter haben. Figuren stellen allegorische typischen menschliche Charaktereigenschaften dar - Wollust, Geiz, Barmherzigkeit usw. Sie wurden später abgelöst durch die frühen Tragödien eines Thomas Kyd oder William Shakespeare. Ab der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts verloren Theaterstücke in England, im Gegensatz zu Frankreich und Deutschland, immer mehr an Bedeutung. Erst gegen Ende des 19. Jahrhundert wurde das Theater von G.B. Shaw unter dem Einfluss Ibsens wiederbelebt. Für seine Stücke bediente er sich bei den Autoren wie Ovid (Pygmalion) oder der Bibel (Salome). Das realistische Theater wurde zu Beginn des 20 Jahrhunderts abgelöst durch das expressionistische, das religiöse (T.S. Elliots Murder in the Cathedral), oder das psychologischen Drama (T. Williams' A Street named Desire) bis zum Theater des Absurden eines Samuel Becket (Endgame) Edward Albees (Who's Afraid of Virginia Woolf) oder Harold Pinters (The Caretaker).


6. Es war Friedrich Nietzsche, der in seiner Parabel vom tollen Menschen vom Tod Gottes sprach, getötet von uns Menschen. Das Ergebnis: "Gibt es noch ein Oben und ein Unten? Irren wir nicht durch ein unendliches Nichts?  Haucht uns nicht der leere Raum an? Ist es nicht kälter geworden?

Kommt nicht immerfort die Nacht und mehr Nacht? Damit ist der Nihilismus der zu Ende gedachte Atheismus, die die Existenz Gottes und damit die Religion leugnet.

7. Nach Joseph Campbell liegt die Bedeutung des Mythos in vier Funktionen: 1. Die Aussöhnung des Bewusstseins mit seinen eigenen Voraussetzungen, die Abgleichung des Wachbewusstseins mit dem Mysterium Tremendum des Universums. 2. Er liefert Bilder von der Ordnung des Kosmos. Menschen sollen sich in die kosmische Ordnung als Grundlage des Lebens einfügen. 3. Der Mythos sichert die bestimmte moralische Ordnung einer Gesellschaft. Mythen seien eingebettet in eine bestimmte Kultur. Sie sprechen zu uns in der Sprache und in Symbolen. 4. Traditionelle Mythologien tragen den Menschen durch Stadien und Krisen des Lebens und helfen ihm mit seinem Leben im Einklang zu bleiben. Wie wir noch sehen werden, werden diese Funktionen von Filmen übernommen. Sie basieren auf dem Monomythos. 7. Harald Braun, Religionslehrer und Therapeut, berichtete auf einer Fortbildung von einer Frau mit schweren Depression, die zu ihm in Therapie kam. Bei einer der ersten Sitzungen sprach von einem Traum, den sie anschließend gemalt hatte. Braun sah in der bildhaften Darstellung ein Symbol, dass ihr Mut machte und Hoffnung schenkte. Es ist unschwer zu erkennen, dass ihr Bild an die Rettung Israels am Roten Meer anspielt.


8. Ein schönes und berührendes Beispiel ist Heaven von Tom Tykwer.


Die Englischlehrerin Philippa einem Drogenhändler, der Drogen an ihrer Schule verkauft durch ein Attentat das Handwerk legen, Er entkommt dem Anschlag, doch Unschuldige werden getötet. Die Attentäterin wird verhaftet, entkommt aber mithilfe eines jungen Polizisten mit Namen Philipp, der sich während der Verhöre in sie verliebte. Beide entkommen. Mir seiner Hilfe kann sie den Drogenhändler schließlich töten. Sie möchte sich stellen, aber am


Ende siegt die Liebe. Beide entkommen, um den Preis, dass sie immer auf der Flucht sein werden. Es ist ein Film über, Gerechtigkeit, Verantwortung, Schuld und Gewissen - eine moderne Adaption der Geschichte um Kain und Abel.




9. Weitere Beispiel für Drewermanns tiefenpsychologischen Interpretationen in: Drewermann, E., 2012, Geschichten gelebter Menschlichkeit, oder: Wie Gott durch Grimm'sche Märchen geht, Ostfildern; ders.: Grenzgänger, Rebellen, Frevler und Heroen in antiken Mythen. Kast, V., Vom gelingenden Leben, 1989, Zürich; Franz, M-L. von, 1989, Psychologische Märcheninterpretationen, München; Kassel, M. 1980, Biblische Urbilder, München; Riedel, I., 1995, Frau Holle, Goldmarie und Pechmarie, München.


9. Vgl. dazu: Röll, F.J., 1998, Die erwachende Göttin, in: ders. Mythen und Symbole in populären Medien, Frankfurt, 197- 210. Mit diesem Video Clip knüpfe Madonna an den Nimbus des Heiligen an. das interessant sei neben dem sozialkritischen Subtext der religiöse Subtext. Like a Prayer sei Parabel auf den alltäglichen Rassismus, so Röll, und eine positive Utopie. Madonna erhält den Auftrag einen unschuldig Angeklagten zu erlösen, dargestellt an den Wundmalen. Sie wird zum einem weiblichen Messias. Zudem wird die schwarze Kirche Schutzraum als Gegenpol zur weißen Welt der Diskriminierung und des Rassismus.

__________________________________________________________________________________ Literatur Campbell, J., 2001, DAS BIST DU. Die spirituelle Bedeutung biblischer Geschichten, Wunder und Gleichnisse, München.


Dethlefsen, Th., 2023, Ödipus der Rätselgeber, Hamburg


Drewermann, Drewermann, E. 31985, Tiefenpsychologie und Exegese I,


Cornelia Fischer, "Mythos", in: Microsoft® Encarta® 98)

Franz Josef Röll, Mythen und Symbole in populären Medien, Frankfurt 1998.

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