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Chris Griesshaber

"Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte". Die Macht der Bilder. Psychotherapie in Literatur & Film III/3 (Exkurs)

Aktualisiert: 9. Dez.

Über die Bedeutung von Bilden und Symbole in modernen Medien


Ausgang meiner Überlegung war die These, dass Mythen und Symbole aus dem großen Schatz zeitloser Erzählungen aus fast allen Kulturen in der Geschichte der Menschheit menschliches Leben, Wachstum, Ethik, gesellschaftliche Ordnung (z.B. die Zehn Gebote) begleiten. Deshalb hatten sie schon immer eine psychotherapeutische Funktion in einem umfassenden Sinn inne. (1)


Deshalb ist wichtig gerade in unserer Zeit sich mit der Bildsprache und ihrer Deutung zu beschäftigen, gerade auch im Hinblick auf ihre Symbolsprache. Ewige Bilder und Sinnbilder würden auf die Bedeutsamkeit der Symbolik archaischer und überlieferungstreue Gesellschaften verweisen. (Vgl. Mircea Eliade, zit. in: Röll,69)


Bevor wir zu den heutigen Mythen-Erzählern kommen, ein paar Gedanken zur Bedeutung von Bilddidaktik und Medienkompetenz. (2Dies scheint der Entwicklung der KI, angesichts der rasanten Entwicklung der KI, von fake news und deep fakes wichtiger denn je zu sein und Abbildung 1

sein und war der Grund, warum mehrere Seminarkurse zum Thema Film angeboten hatte. Der Kurs behandelte die Geschichte des Film, von den Anfängen bis zur Gegenwart, von Montagetechnik über camera operations und Filmanalyse - psychoanalytisch, feministisch, ikonoklastisch usw.. Die zentrale Aufgabe bestand darin selbst einen Film zu drehen, um Theorie auch in der Praxis umzusetzen. Alfred Holighaus z.B. fordert, dass der Schulunterricht sich der Vermittlung filmischen Wissens widmen müsse. Filme sei in der von Medien dominierten Welt stets präsent. Deshalb könne auf den bewussten Umgang mit Filmen im Unterricht nicht verzichten. Filmerziehung müsse in den Unterricht integriert werden. Dazu gehöre eben auch ein obligatorischer Filmkanon. Vgl. Holighaus, 9)

)

Seit der Geburtsstunde und der Fotografie im 19. Jahrhundert ist die Bildsprache das vielleicht wirkmächtigste Instrument der Kommunikation heutzutage. Der erste öffentliche gezeigte Film L'Arrivée D'un Train En Gare De La Ciotat (1895) zeigt, wie ein Zug in den Bahnhof von La Ciotat einfährt und Arbeiter aus dem Zug steigen. Der Film gilt bis heute als stillbildend für den Dokumentarfilm.


Ein weitere Klassiker ist der Film Panzerkreuzer Potemkin von Sergei Eisenstein und spielt während der russischen Revolution (1925) Die beeindruckendste Szene des Film ist mit Sicherheit das Gemetzel an der Treppe von Odessa, als Soldaten auf die Zivilbevölkerung schließen. Die von Eisenstein angewandte dialektische Schnitt- und Montagetechnik ist immer wieder kopiert worden.

Aber warum haben Bilder so ein Macht über uns? Ein Vorteil sei die Visualisierung. Dadurch dringen sie noch stärker zu uns vor. Sie können vom Gehirn viel schneller wahrgenommen werden. Nach Franz Josef Röll lässt sich dies u.a. an folgenden Strategien ablesen. (3) (Zur Wahrnehmungs-kompetenz s. Franz-Joseph Röll) Fotos - und auch Filme - zu lesen ist gerade heute eine der wichtigsten Kompetenzen (s.o)

  Abbildung 2 (F. Röll)

Bilder und Fotos zu lesen zu können ist gerade heute eine der wichtigsten Kompetenzen, gerade im Bildungssektor (Aida Bosch). Man kann sie verstehen wie normale Texte und stellt damit eine weitere kulturelle Leistung dar. „Bilder vermögen Sinn und Bedeutung zu vermitteln ohne zeitliche und räumliche Entwicklungen": (Jürgen Raab). Der Analphabet von morgen sei der Bildunkundige, so Walter Benjamin. Wir müssen Bilder verstehen lernen, in ihrer Mehrdeutigkeit sowie in ihrer Darstellungs- und Deutungskompetenz. Das bedeutet, dass immer der jeweilige Kontext mit ein bezogen werden muss. Gerade in den aktuellen Konflikten - Krieg in der Ukraine zwischen Israel und der Hamas - kommt der derzeit in den sozialen Medien zu einem richtigen Medienkrieg über die Hoheit des Narrativs. (4)


Zeichen, Bilder und Symbole sind fast so alt wie die Menschheit, wenn man die Bilder von Lascaux anschaut. Der Beginn der Religion wird u.a. damit begründet, dass der frühe Mensch symbolfähig geworden ist. Auf diese Weise begann er die Welt zu erfahren, in dem er hinter bestimmten Gegenstände eine Welt wahrnahm, die sich hinter der objektiven Realität verbarg. Ein Symbol weist nicht nur auf sich selbst hin, sondern weist gleichzeitig auf etwas anderes hin, eine Bedeutung hinter dem Objekt. Es ist grundsätzlich offen und unterscheidet sich in dieser Hinsicht von einem Bild. (5) Religiöse Bilder und Symbole in der Werbung


Vor daher ist es naheliegend, dass die großen heiligen Geschichten uns über Bilder uns Symbole mit dieser nicht sichtbaren Wirklichkeit in Kontakt bringen. (Vgl. Teil III/1 u. Teil III/2). Mythos, Märchen, Sagen und Legenden Mythen sind schon von alters her Deutungen und Darstellungen lebensweltlicher, natürlicher und kosmischer Zusammenhänge, die den Bestand und die Verfassung einer Gesellschaft aus obersten Werten beglaubigen können. Es sind aber in der Regel Antworten, die den Menschen nicht in seiner Vereinzelung, sondern als Gemeinschaftswesen ansprechen. Mythen haben eine praktische Funktion: Sie wirken mit an der Herausbildung und Festigung eines gesellschaftlichen Ethos. Es gibt keine Kultur in der menschlichen Geschichte, die keine Schöpfungsgeschichte kennt. (6) Beispiele von einige Schöpfungsmythen.









Auch einige literarischen Erzählungen beginnen mit einer Vorgeschichte zu Tolkiens Lord of the Rings, erzählt im Simarillion oder im Zeichentrickfilm Watership Down. (Theologie im Film. Heutzutage haben die modernen Medien die Funktion übernommen. Besonders die Werbung mit ihrer Verwendung von Mythen und Symbole aus dem kollektiven Unbewussten zielt auf unsere Sehnsüchte, unseren Wunsch auf Heil, Erlösung und Sinn. Religiöse Werbung sei ein Beispiel für die "religiöse Möblierung unserer Kulturlandschaft‘. Da Glaube und Religion heutzutage immer ein große Rolle spielen, sei nicht ungewöhnlich, dass sich Unternehmen für Werbestrategien auf religiöse Symbole oder Glaubensrichtungen beziehen würden. (7)


Diese Bilder berühren uns emotional, ohne dass es uns bewusst ist, und verbinden diese Gefühle, meist unbewusst, mit einem Produkt, das unsere Sehnsüchte vermeintlich stillt. Dabei verwendet die Werbung diese Bilder und Symbole, aus der monomythischen (jüdisch-christlicher Kontext) und spielen auf die christliche Religion und religiöse Zeichen an. Ohne Kenntnis dieser Herkunft ist auch europäische Kunst kaum verständlich. Abbildung 3 (F. Röll)

Werbung lässt sich nach Josef Röll in elf Kategorien aufteilen. Dazu gehören dazu u.a. das Paradies (woher), der Weg (wohin), die Gemeinde (wo möchte ich dazugehören), Wunder (was geschieht mir,) Zukunft, Tod und Auferstehung (was darf ich hoffen), Himmel und Jenseits.

Hierzu einige Beispiele der Werbung in Werbeanzeigen und Commercials. Abbildung 4 (F.J.. Röll)









Neben der monomythischen Tradition gibt es auch Werbung aus dem Bereich der Polymythen. Franz Josef Röll listet insgesamt 10 Kategorien auf, u.a. aus dem Bereich der Gestaltpsychologie, z.B. Darstellungen in der Senkrechten oder Diagonalen, sein dem Schamanismus und Animismus sowie aus dem Bereich der Weltregionen.

Abbildung 5 (F. Röll)

Zusammenfassend darf man sagen, dass die Sprache der Bilder, Zeichen und Symbole das Instrument war, um Erfahrungen des Bereiches göttlichen, menschlichen und weltlichen Bereich zu vermitteln. Wir kommen aus der Welt des Geistigen, leben in der dieser Welt und kehren zurück in den Bereich der Transzendenz. Abbildung g. Röll

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Anmerkungen


  1. Siehe Über Bücher, Filme und Psychotherapie III/1 u. III/2.

  2. Ich beziehe mich zum Thema Bilddidaktik auf den Vortrag von Franz-Josef Röll auf der Fortbildung für Religionslehrer:innen am 18.3.2003 sowie auf sein Buch "Mythen und Symbole in populären Medien. Powerpoints mit den Bilder wurden uns dankenswerterweise zur Verfügung vom Referenten zur Verfügung gestellt.

  3. Röll, F.J., 1989, Mythen und Symbole in populären Medien, Kap 2 Relevanz des Bildlichen.25-65 Zur Wahrnehmungskompetenz und Bilddidaktik s. Kap. 2, Zur Relevanz des Bildlichen, S.27-65.

  4. Vgl. Israel und Gaza: Der Krieg der Bilder auf Social Media, abgerufen am 11. März 2024 um 17:00 Uhr. Weil Jugendliche Social Media für ihre politische Willensbildung bewegen, brauche es fordern Experten mehr Medienschulung. Nutzer seien häufiger auf Plattforme, die eindeutig pro-palästinisch seien. Das sei fatal, meinen Experten. Nahm man z.B. in einem Experiment einem Affen z.B. den Steine weg, den er lange mit sich rumgetragen hatte, so reagierte traurig. Mit dieser Fähigkeit Schimpansen sind fähig Gegenstände symbolisch aufzuladen. Diese Fähigkeit unserer Vorfahren ermögliche es ihnen die Welt symbolhaft zu deuten. Manche Religionswissenschaftler meinten daher, die diese Fähigkeit markiere den Beginn der Religion. Ein anderes Beispiel ist z.B. der Regentanz, denn Schimpansen manchmal aufführen. (Vgl. Christine Kewitz) Jean Piaget, glaubet dass jedes Kind diese Phase des magischen Denkens durchlaufe. Sie glauben Gegenstände seien lebendig. Sie können noch nicht zwischen der realen Welt und der Fantasie unterscheiden. (Vgl. Magischen Denken); (gl. Eltern?).

  5. Wir Menschen machen eine ähnliche Erfahrung mit Wasser, z.B. wenn wir duschen oder in der Badewanne liegen, jedoch meist unbewusst. Dabei erfahren wir nicht die chemische Formel H2O, machen eine Erfahrung, was es bedeutet "nass" Wasser. Vielleicht kann diese Erfahrung sogar mit einem religiösem Erlebnis vergleichen. Leider ist der Kontext immer mehr verschwunden, in unserer entmythogisierten Zeit. Oder warum taufen viele Religionen immer noch mit Wasser. Warum wohl? Kult und Ritual gehören unmittelbar zusammen.

  6. Beispiele dafür das Gilgamesch- Epos, Enuma Elish und die ägyptische Mythologie, und eben auch (Gen 1 u. Gen 2). Vgl. Drewermann, E, 1994, Ich steige hinab in die Barke der Sonne. Meditationen zu Tod und Auferstehung.

  7. Munker, L., 2023, 5 Gründe, warum Religion in der Werbung so wichtig ist – Wie Unternehmen ihre Botschaft überzeugend vermitteln. https://werbemodus.de/warum-wird-religion-in-der-werbung-verwendet/, abgerufen am 14.032024 um 10.25 Uhr Ein interessanter Artikel aus der Perspektive de Werbeindustrie.

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Literatur Die Macht der Bilder: Was Fotos in uns bewegen, digital photo vom 21.03 20198, abgerufen am 11. März 2024 um 16:20 Uhr


Der Filmkanon, 35 Filme, die Sie kennen müssen, hrsg.v. Holighaus, A., 2013, bpb Bonn


Paul, G., 2009, Kriegsbilder – Bilderkriege, in: bpb v. 16.7.20o9, abgerufen am 11. März 2009


Peter, D., o.J.,Werde unsterblich" – Religiöse Motive in der Werbung wahrnehmen und deuten, rpi locum, abgerufen am 14.3.2024 um 10.00 Uhr.


Smijanic, :, 2014, Die Macht der Bilder, Deutschlandfunk, abgerufen am 11. März 2024.

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