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"Time is only a kind of Space.” Sci-Fi meets Science I/1

Aktualisiert: 13. Mai

Anfang April 2024 kam der zweite Teil von in die Kinos. Dune I (2021) und Dune II (2024) basieren auf der Romanvorlage Dune - Der Wüstenplanet von Frank Herbert. Weitere Verfilmungen sollen folgen.

In insgesamt sechs Roman Bänden erzählt Herbert die Geschichte des jungen Paul Atreides, Sohn von Herzog Leto I und seiner Konkubine Jessica, wie er zum Anführer der der Fremen, den Bewohnern des Wüstenplaneten Arrakis wird, sein Widersacher Baron Harkonnen besiegt und schließlich zum Nachfolger des Imperators Shaddam IV wird und seine Tochter Irulan heiratet, die heimlich gegen ihn intrigier. Er erblindet durch eine Atomexplosion, verschwindet und wird für tot erklärt. Weitere Bände behandeln das Leben seiner jüngeren Schwester Alia und seiner beiden Kinder Leto II und Ghanima.

Der gesamte Zyklus ist hochkomplex, da Herbert zahlreiche Themenkomplexe aufgreift, die sich bis heute als visionär herausstellten, u.a. unterschiedliche Herrschaftssysteme, Haus Harkonnen gegenüber Haus Atreides, Ökologie, Glaubenssysteme, religiösen Fundamentalismus und Messianismus u.v.m.

In dieser Hinsicht steht der Dune-Zyklus in der Tradition der literarischen Utopien und seiner Vorgänger und Nachfolger, die in ihren Science-Fiction Stories ihren Teil dazu beigetragen haben und es weiterhin tun. (1)

Darum soll es in diesem Beitrag gehen. Warum sind SF-- Filme wie Poor Things, Godzilla X Kong, Matrix IV  (soll noch in diesem Jahr in die Kino kommen) - sowie zahleiche TV-Serien der letzten Jahre, Stranger Things, The Man in the High Castle, Peripherie (2022) Expanse , um nur einige zu nennen. (2)

Einer der Gründe, warum gerade das Sub-Genre FAR FUTURE, so populär ist, mag daran liegen, dass SF uns helfen kann die Welt besser zu verstehen. so Stefan May. Werfen wir einen Blick zurück.

"Menschsein heißt Utopie(n) haben" - Zur Geschichte von Utopie und Science Fiction 


Die Menschen träumen seit mehr als drei tausend Jahren von einem besseren Leben, suchen nach Antworten nach dem Woher oder Wohin, in der Gegenwart, in der Vergangenheit oder der Zukunft. Träume und Visionen haben zu allen Zeiten die Welt verändert, - Mahatma Gandhi, Martin Luther King („I have a Dream“) oder Nelson Mandela. Martin Luther King nutzte die Kraft der Utopie auf der Grundlage des christlichen Glaubens, basierend auf den christlichen Glauben, wie er vor allem in der Bergpredigt Jesu (Mt 5-7) deutlich wird.

Wenn diese individuellen Träume zu kollektiven werden, spricht man von der Idee einer Utopie. Sie ist es, die den Menschen die Vorstellung einer idealen Gegenwart, einer idealen Vergangenheit und idealen Zukunft verspricht. Ihren Ursprung hat sie in der Religion, z.B. den Schöpfungsmythen oder die Aussicht auf ein Leben nach dem Tod. (3)


Im Jahr 1516 veröffentliche der Humanist Thomas Morus eine Schrift mit Titel Utopia (De optimo rei publicae statu deque nova insula) . Darin beschreibt er eine ideale Gesellschafts-Staatsform, in der Menschen scheinbar friedlich zusammenleben. Es gibt weder weder Geld noch Privateigentum in Utopia.

Der Titel des Buches Utopia wurde seither zum Synonym für Beschreibung literarischer, philosophischer und politischer Visionen über bessere Lebensumstände und Gesellschaftsformen als Spiegel der jeweiligen Zeitumstände, über das "was (noch) nicht ist, aber sein könnte bzw. sollte" , an Orten, "die (noch) nicht gibt, aber geben könnte bzw. sollte", abgeleitet von Griechischen out-topos (nirgendwo) und eu-topus (gut). (4) Dass die Verwirklichung eines utopischen Ideals möglich sein kann, kann man am Beispiel des Jesuitenstaates im 17. Jahrhunderts sehen. (5)


Seiner geraumer Zeit scheint die Kraft der Utopien ihre Bedeutung verloren zu haben. Es mag Menschen geben, die sich mit den gegebenen Umständen abfinden gefunden haben, da man doch nichts anderen könne. Oder betrachten das utopische Denken als pure Schwärmerei, bestenfalls als netter Wunschtraum oder einfach nur Eskapismus aus Angst vor der Wirklichkeit. Die Geschichte hat jedoch uns immer wieder gezeigt, dass Träume die Welt verändern und neu gestalten könne. Sie erinnern uns an unsere Aufgaben die Welt zu heilen, "to make the World a better place" (Michael Jackson).

Deshalb lohnt es sich der Blick in die Vergangenheit zu werfen. In den Religionen der Welt, in der Geschichte der Philosophie und Theologie lassen sich Beispiele für utopische Entwürfe finden, z. B. Platons Politeia oder Der Sonnenstaat von Thomas Campanella  (Vgl. Fußnote 2) Science und Utopie bzw. Science Fiction haben sich seit Jahrzehnten gegenseitig beeinflusst und inspiriert.

Vom Utopismus zur Science-Fiction


Während im Mittelalter die Frage nach dem Zusammenhang von Glaube und Wissen und dem unvereinbar scheinenden Gegensatz von geoffenbarter Wahrheit und philosophischer Erkenntnis innerhalb der Theologie diskutiert wurde, kam es zum Beginn der Neuzeit im 17. Jahrhundert zu einer Neubestimmung des Menschen und seiner Welt. Die Renaissance "entdeckte" den Menschen und der "entdeckte" die Welt. Es war der Beginn der modernen Wissenschaften Ihre Begründer waren Rene Descartes, und Francis Bacon

                Decartes‘ Erkenntnislehre (s. Meditations von 1741) beruhte allein auf dem Zweifel (Cogito, ergo sum). In der Folge unterschied die Wirklichkeit Geistes (res cogitans) und der Welt der Materie (res extensa). Diese Trennung wurde Grundlage für die moderne Naturwissenschaften und der Technologisierung der Welt im Zeitalter der Industrialisierung im 19. Jahrhundert.

Francis Bacon öffnete die Büchse der Pandora mit seinem utopischen Fragment „New Atlantis (1665). Dieses Werk gilt als „Prototyp alle anschließenden Utopien, die auf Grundlagen wissenschaftliche und technologischen Grundlagen beruhen. 

Die Naturwissenschaften und das technologische Fortschritts hatten fortan die Aufgabe den Lebensumständen zu verbessern. Maschinen revolutionierten die Produktion von Gütern, Eisenbahn und neue Dampfschiffe beschleunigten den Transport von Gütern usw..

Den Preis dafür zahlten während der Industrialisierung die Massen, das aufkommende Proletariat. Es war der Beginn der Kapitalismus. So erlebten die Menschen des 19. Jahrhunderts bedeutendsten Experimente in der Menschheitsgeschichte. (Vgl. Claesy, 2011, 149). (6)

Der arbeitende Mensch wurde als Subjekt seiner Selbst zum Objekt der Ausbeutung und somit Teil der Produktions- mittel. In Charly Chaplins Moden Tirme (1936) thematisiert die Veränderungen der Arbeitswelt durch die Erfindung des Fließbandes.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts hatten Autoren wie Jules Verne und H.G. Wells diese Versprechung literarisch zu verarbeiten versucht, indem dieser Hoffnung auf eine bessere Welt durch Wissenschaft, Technologie und Fortschritt Ausdruck verliehen.

Das positivistischen Denken machte sich in fast allen Disziplinen breit. Ziel dieses Denkens war, dass „allein die empirisch gewonnenen Fakten und ihre Relationen untereinander die Objekte einer sicheren Erkenntnis darstellen können.“ (Vgl. PhiloMag Lexikon), m.a.W. nur die Erkenntnisse der Wissenschaften seien wirklich. Wie oben beschrieben kann der Fortschritt nur auf der Basis

der empirischen Wissenschaften und der Technologie die Probleme der Menschheit, ein Glaube, der heute immer noch vorherrschend zu sein schein, wir an der Diskussion über die Willensfreit in der Neuro-Wissenschaft nahelegt.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde wissenschaftliche Erkenntnis und Fortschrittsglauben vor Schriftstellern, z.B. Jules Verne und H.G. Wells, die diese Themen literarisch bearbeiteten.

Im Unterschied zu früherer Utopien spielen ihre Geschichten nicht mehr an einem NICHT-ORT, sondern an fantastischen Orten jenseits der Realität. Verne Schauplätze sind nun in der Tiefe der Ozeane (20 000 Leagues under the Seas, ins Erdinnere Journey to the Center of the Earth oder im Weltall verlagert, From the Earth to the Moon. Letzterer Roman inspirierte H.G. Well zu seiner Geschichte The First Men in the Moon (1901)







Der Roman The Island von Dr. Moreau (1889) handelt von einem Wissenschaftler, der auf einer einsamen Insel menschenähnliche hybride Wesen aus Tieren erzeugt, mit Hilfe der Vivisektion. Damit thematisierte Wells schon damals unterschiedliche Fragen, etwa der moralischen Verantwortung, die Frage nach menschlichen Identität oder über das Recht des Menschen in die Natur einzugreifen, wahrlich brandaktuelle Themen.

Den Roman verfasste H.G. Well den Roman The War of the Worlds  zwischen 1895-1897 wurde als fortlaufende Serie veröffentlicht, bevor er 1898 als Buch veröffentlicht wurde. Er gehörte zur einer Reihe von Geschichten über den Konflikt der Menschheit mit einer außerirdischen Rasse. Menschen an. Die Handlung kommentiere zahlreichen Themen in England gegen Ende des 19. .Jahrhunderts, Benjamin Disraelis Idee zweier Nationen - "The Rich and the Poor" (Vgl. Landow. G.P. Benjamin, 2019, Disraeli’s Sybil, or How to Reconnect the Two Nations), die Evolutionstheorie oder die Kritik des Imperialismus seiner moralischen Verantwortung.

Seither sind Alien Attacks aus SF-Büchern und Filmen nicht mehr weg zu denken. Berühmtheit erlangte die Story, als Orson Welles War of the Worlds fürs Radio inszenierte. Trotz zahlreicher Hinweise an die Zuschauer es sei alles nicht real, entstand eine Massenpanik, vor allem in New York.


Sein wohl bekanntestes Werk ist die post-apokalyptische Novelle Time Machine, die Wells 1895 veröffentlichte. Die Geschichte beginnt mit dem Bericht eines Wissenschaftlers, die mit Hilfe der vom ihm erfundenen Time Machine in durch die Zeit reisen möchte. Das Buch wurde 1960 mit Rod Taylor zum ersten Mal verfilmt.

Am Anfang seiner post-apokalyptischen Novelle Time Machine (1895, verfilmt 1960 mit Rod Taylor) erzählt von einen Wissenschaftler, genannt der Time Traveler, in Anwesenheit mehrerer Gäste von seiner Erfindung einer Zeitmaschine. Mir dieser gedenke er durch die Zeit zu reisen. Nach ca. einer Woche kehrt er zurück und berichtet den Anwesenden von seiner Erlebnisse



Er sei ins Jahr 802,701 gereist und habe das Volk der Eloi kennengelernt. Allerdings kommt er zu

der Erkenntnis, dass sich mit den Eloi und ihrer Lebensweise die Menschheit ihrem Ende entgegen geht - "humanity upon a wane"). Wie die Sonne untergeht, geht auch die Menschheit unter. "Tthe ruddy sunset set me thinking of the sunset of mankind". Zum ersten Mal sei ihm bewusst geworden, dass alle Träume und sozialem Bemühungen - "social efforts in which we at present are engaged" - sei die logische Konsequenz davon - "the harvest was what I saw! ". Alle Anstrengungen ide Lebensbedingungen zu verbessern, sei nur darauf ausgelegt gewesen die Natur zu besiegen ("conquest of nature"). Die einstige Stärke unserer Zivilisation sei zur Schwäche geworden. “Under the new conditions of perfect comfort and security, that restless energy, that with us is strength, would become weakness. (39)

Der Time Traveler entdeckt eine zweite Rasse in dieser Welt. Die kannibalischen Morlocks leben im Untergrund: “Plainly, this second species of Man was subterranean". (58), im Gegensatz zu den eher naiven und kindlichen Eloi, die an der Oberfläche leben.

In den Morlocks sieht der Zeitreisende eine Aristokratie, (...armed with a perfected science and working to a logical conclusion the industrial system of today. Its triumph had not been simply a triumph over Nature, but a triumph over Nature and the fellow-man. Sie seien "inhumane" and "malign" - eine perfekte Symbiose - die Morlocks arbeiten und betrachten die Eloi als Schlachtvieh, ein schreckliches Symbol für die vom Kapitalismus ausgebeutete Arbeiter während der Industrial Revolution.

Beide Romane - The War of the Worlds und The War of the Worlds lassen verstehen als Wells ein Kommentar über die Lebens- bedingungen einer Zweiklassengesellschaft im England des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Zu Recht gilt Herbert George Wells mit seinen Romanen als Begründer der Gattung Science Fiction. Wells schrieb in seinem Buch The Soul of the Bishop:

"Es gibt ein unausrottbares Mißverständnis zwischen dem modernen Arbeitgeber und dem modernen Arbeitnehmer", sagte der Arbeiterführer, und er sprach mit einem breiten Akzent, der vor ihm und dem Bischof und jedem anderen völlig verbarg, daß er bei weitem der belesenste Mann der ganzen Gesellschaft war. »Disraeli nannte sie die zwei Nationen, aber das ist lange her. Heute sind es zwei verschiedene Rassen. Die Maschinen haben sie dazu gemacht ... Wir werden uns ein wenig mehr Bildung besorgen, und dann kommen wir ohne euch aus. Wir fordern alles, was wir bekommen können, und wenn wir das haben, werden wir kurz Atem holen und mehr fordern. Wir sind die Morlocks, die aus der Tiefe emporsteigen.« (7)

Die ursprünglich der Utopie zugeschrieben Funktion als Impulsgeber für wichtige gesellschaftliche und menschliche Entwicklungen ist seither in die Science-Fiction Literatur übergangen, obwohl man nicht immer eine klare Trennung beider Gattungen erkennen konnte. erkennbar. Ist die Story eher utopisch oder hauptsächlich Science? Oder auch beides?

Kommen wir zu den beide herausragenden Beispielen dystopischer ersten Hälfte der 20. Jahrhunderts, beide beeinflusst von Herbert George Wells.


"Big Brother is chasing you". Aldous Huxley und George Orwell


Im Jahre 1932 schrie Huxley "Brave New World" . Orwells Werk erschien 1948/49 unter dem Titel Nineteen Eighteen Four . Huxley beschreibt eine scheinbar perfekte Welt im Jahr 622 nach Ford, der jeder Mensch ein glücklich Leben führt. Deshalb lautet das Credo und oberstes Ziel dieser "schönen neuen Welt", dass sich die Gesellschaft nie verändern darf - Community, Identity, Stability. Die Macht besitzen insgesamt 10 World Controller. Erlaubt sind weder Elternschaf (keine natürlich Fortpflanzung), romantische Beziehungen, Gefühle noch Literatur, Gesichte und Theologie. Das Hauptinstrument für die soziale Stabilität ist der sogenannte Bokanovsky’s Process, der die Menschen in insgesamt fünf Gesellschaftsklassen aufteilt - durch "human cloning, rapid maturation, and prenatal conditioning", entsprechend ihrem Nutzen für den (Vgl. Kap 1 ) In dieser dystopischen Welt werden die Menschen letztlich dehumanisiert.

Das andere Werk stammt von George Orwell und beschreibt eine totalitäre Gesellschaft, die in drei Klassen aufgeteilt - die Inner Party, die Outer Party und das Proletariat. (5). Berühmte Zitate aus dem Roman sind "War is peace, Freedom is slavery, Ignorance is Strength”,

oder If you want a picture of the future, imagine a boot stamping on a human face—for ever”. (8)


Beide Romane gelten bis heute als Meilensteine dystopischer Literatur im 20.Jahrhundert. Huxley beschreibt eine scheinbar heile Welt, in der die Menschen glücklich sind, es weder Mangel noch Krankheiten oder Leid gibt. Wer will eine "World of Plenty" ändern, wenn alles im Überfluss vorhanden ist. Die Verwendung einer Reproduktionstechnologie, das Klonen von Menschen und Verhaltenskonditionierung ist der wissenschaftliche Aspekt.

Ähnlich ist es bei George Orwell. Die Welt, in der der Roman spielt, ist quasi eine Alternativ- oder Parallelwelt. Deshalb zählt Nineteen-Eight Four zur Gattung der Anti-Utopie(n). Die Rolle der Technologie, Überwachung und Umschreibung de Geschichte verweist gleichzeitig auf den Aspekt der SF-Literatur. "Vergiß das Träumen nicht" - Das utopische Denken der Gegenwart.

Heutzutage sehnen viele Menschen dem Ende von Hungernöten, Umweltkatastrophen, Kriegen Gerechtigkeit. Der Wunsch nach einer besseren Zukunft, für sich und für die gesamte Menschheit, ein Grundbedürfnis der Spezies MENSCH. Jeder Mensch hat diese Fähigkeit zum Träumen.


Wir sollten nie aufhören

zu träumen,

denn die Welt,

die wir uns träumend wünschen,

ist die,

die uns im Innersten

reich und glücklich macht.

Wenn wir irgendwann - einmal - vielleicht

alles haben,

aber unsere Träume verlieren,

Die Traum von einer besseren Welt (Z. Grießhaber.)


Mit der utopischen Vorstellungen eine Thomas Morus können sich die meisten Menschen identifizieren. Träume erhalten die Hoffnung am Leben. Dennoch würden sicherlich viele Menschen die Utopie als pure viele Schwärmerei oder als unerfüllbaren, wenn auch schöner Wunschtraum, bezeichnen. Die Utopie habe ihre Kraft zur Erneuerung verloren. Nach dem Ende des Kalten Kriegs und dem Zusammenbruch des politischen System nach 1989 sah Joachim Fest das Ende des utopischen Zeitalters gekommen. (Vgl. Fest, J. 1991, Der zerstörte Traum). (9)   Karl Popper kritisiert die utopischen Pläne, weil sie zu Gewalt führen. Anstatt unsere Energie zu vergeuden um ferne Ideale einer Gesellschaft zu verwirklichen, die vollkommen gut ist, sollten wir konkret mit direkten Mittel daran arbeiten die Missstände und das Elend auf der Welt zu beseitigen zu beseitigen. Man solle sich nicht von den schönen Träumen ablenken lassen vom wirklichen Leid der Menschen. "Unsere Mitmenschen haben Anspruch auf unsere Hilfe; keine Generation darf zugunsten zukünftiger Generationen geopfert werden, zugunsten eines Ideals, das vielleicht nie erreicht wird ". (Vgl. Jung, TK-Zukunft). Aber wie soll das gehen? Welche Ziele haben? Was wollen wir wirklich verändern, und vor allem wie? Kein Mensch kann ohne Ziele leben, denn ohne Ziele kann es keine Veränderung geben.

Träume und Visionen können mitunter zum Eskapismus verleiten. Viel wichtige jedoch, dass wir unseren individuellen und politisch-sozialen wie auch ökologischen Vorstellungen mit Hilfe unserer Fantasie Lösungsstrategien durchspielen können, die wir anschließend verwirklichen möchten. Jeder Menschheitstraum bezieht sich immer auf einen Vergleich von Ist-Zustand (Realität) und Soll-Zustand (Utopie/Anti-Utopie).

Dies war und ist nach wie vor die Aufgabe der Utopie. Genau darin liegt die literarische Bedeutung von Aldous Huxley und George Orwell und ihrer Vorgänger und Nachfolger. Gerade im 20 Jahrhundert mit zwei verheerenden Kriegen warnen sie vor möglichen Gefahren aus der Zukunft und ermutigen uns sich dem entgegenzustellen. Vgl. Esken, U., 2021, Faszination Dystopie: Das Ende ist nah.

Seit ein paar Jahren sei BIG BROTHER wieder zurück. Im Zeitalter von Fake New, Alternative Facts, sogenannte Deep Fakes steigt das Interesse an apokalyptisch-dystopischer Literatur, den "wo Staatenbündnisse zerbrechen, Europas Zusammenhalt wankt und populistische, nationalistische Parteien immer mehr Zulauf finden", treibe uns die Angst lesen.

Laut Björn Wendt gebe es in unserer Gegenwart durchaus Anzeichen für Utopie(n) Als Beispiele nennt u.a. Fridays for Future (Der Artikel stammt aus dem Jahr 2020), Öko-Dörfer usw. Das sei ein Beweis, dass Utopien Veränderungen initiieren können. [Vgl. Wie Utopien die Gesellschaft verändern. (2020) Siehe auch Peter Neumann, Was ist mit morgen? (2022)


Die Menschheit steht vor immensen Herausforderungen, was ihre Zukunft angeht - die Invasion Russlands in der Ukraine, Krieg im Nahen Osten, um nur die aktuellen militärischen Konfliktherde zu nennen. Dazu kommen die Auswirkungen Klimawandels (siehe die Überschwemmungen in China und Brasilen im April und Mai 2024, Ungerechtigkeit, Rassismus und Folgen der Migration.

Daher sind Träume und positive Visionen notwendiger denn je. Deren Sinn und Zweck Hoffnung zu vermitteln. "Utopien helfen uns dabei, den natürlich erscheinenden Lauf der Dinge zu durchbrechen“,"Statt gesellschaftliche Zustände als unveränderlich zu akzeptieren" , brauchen wird neue Impulse, " was denkbar und möglich ist“.  (vgl. Werndt , ebd.) (10)

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Anmerkungen

1. Beispiele aus der Filmgeschichte: Klimawandel, The Day After Tomorrow (2004); Atomkrieg; The Day After (1983); Organhandel Threads (1984 ), The Island (20O5); Künstliche Intelligenz ( Roboter, Cyborgs und Androiden), Terminator-Filmen, oder Matrix; Aliens, Independence Day (1996), Edge of Tomorrow (2014) oder die Alien-Filme. Das Gemeinsamkeit dieser und vielen anderen Filme setzen sich mit den Ängsten der Menschen angegesichts einer ungewissen Zukunft auseinander. Ppositive Beispiele sind z.B. Close Encounters of a Third Kind" (1977) oder The Bicentennial Man (1999).

2. Eine komplette Liste der 50 besten SF-Serien von 2000-2019, siehe Movieplot.de.


3. Vgl. Claesy, 2011, 7f. Gregory Claesy nennt drei Entwicklungsstadien der Utopie – Das Stadium des Mythischen, des Religiösen und Positiven (Institutionellen). Alle drei Konzepte sind Teil der Utopie. Darüber hinaus nennt er Beispiele von Utopien außerhalb der europäischen Tradition


4. Utopia hatte seit der Veröffentlichung immensen Einfluss als “an attack on his own corrupt, dangerous times, and on the failings of humanity”, beeinflusste aber auch später zahlreihe utopische Visionen über eine bessere und gerechtere Gesellschaft, abzulesen den politischen Utopien über die Gründung einer neuen Staatsform in den englischen Kolonien im 18. Jahrhunderts (siehe Declaration of Independence), der französischen Revolution (egalite fraternité liberté, (1789) sowie dem Marxismus (Utopie einer klassenlosen Gesellschaft (1948). Vgl. dazu Kommunismus: Utopie und Dystopie, 2014) als Reaktion auf die Verarmung und Ausbeutung der Arbeiterklasse während der „Industrial Revolution“.  


5. Utopien können wieder verschwinden, werden zerstört oder verwandeln sich in Gewaltherrschaft (Robbespiere) oder totalitäre Systeme (Kommunismus). Das „heilige Experiment der Reductiones unter der Leitung der Jesuiten bot der indigenen Bevölkerung Schutz vor Versklavung durch die Kolonialmächte Portugal und Spanien.

Das Jesuitenstaat dauerte von 1606-1767, bevor er wieder aufgelöst bzw. zerstört wurde. Im Vertrag von Madrid 1750 zwischen Spanien und Portugal wurden die bestehenden Grenzstreitigkeiten beendet. Es wurde beschlossen, dass alle Jesuiten das Gebiet verlassen mussten. Robert Southey bezeichnete diesen Vertrag als „eine der tyrannischsten Verfügungen, die je durch die Rücksichtslosigkeit einer gefühllosen Regierung ausgegeben wurde“. Weitere Information unter Der Jesuitenstaat von Paraguay, 1992     


6. Wir haben es Mary Shelley zu verdanken, dass sie mit ihrem Roman Frankenstein, or The Modern Prometheus (1818) die Hybris der Wissenschaft und ihre Degeneration thematisierte, und damit die Science- Fiction als Gattung schuf. (Claesy, 2011, 151,154). Auch einige Schriftsteller wie Thomas Carlyle, John Ruskin und William Morris formulierten ihren Widerstand gegen die Wissenschaftsgläubigkeit ausdrückten.


7.  Wells, zit.: in Die Handlung beider Werke - Time Machine & The War of the Worlds Romans ist immer wieder unterschiedlich interpretiert Auffassungen. Er sei ein Kommentar des Autors über die Evolutionstheorie oder eine Kritik am Imperialismus und seiner moralischen Rechtfertigung in seiner Zeit. Zur Inhaltsangabe und Interpretation siehe Britannica.com.


7. Aldiss, B.W., Der Milliarden Jahre Traum, 151. Hugo Gernsback, „The Father of Science-Fiction” , war es, der denn Begriff Science Fiction zum ersten Mal benutze. Er gründete mit Astounding (1930) das erste Science-Fiction Magazin überhaupt. Sein Nachfolger John W. Campbell änderte das ursprüngliche Konzept des Magazins. Er sah SF als ein naturwissenschaftlichen Labor in einer literarische Form . Sie sollte sich mit den Auswirkungen zukünftiger Technik auf das Leben der Menschheit auswirken würde.


8. George Orwell war ein Gegner des Kommunismus unter Stalin. Während des 2. Weltkriegs durfte er seine Meinung als Radiomoderator nicht öffentlich machen. Diesen Konflikt schildert er seinem Roman in der Idee des Doublethink einerseits, entwarf andererseits mit Newspeak eine systemeigene Sprache, die keine Rückschlüsse mehr auf Notstände, Mangel oder Unruhen zulässt. Etwas Schlechtes wurde nur noch als doubleplusungood bezeichnet. Dadurch wurde eine Lüge als Wahrheit deklariert. Gleichzeitig wurden die Ereignisse ständig auf die neuesten Entwicklungen und den Vorhersagen Big Brothers hin bearbeitet und stets korrigiert. Es war die Arbeit Winston Smiths als Mitglieder der Outerparty. Mithilfe einer ausgereiften Technologie wurden alle Menschen ständig überwacht - "Big Brother ist watching you". Heute haben wir 1984 bei weitem überholt.


9. Ein Argument damals war, dass lediglich "die autoritären-etatische Linie des utpischen Denken an ihr Ende Utopien sei." Man brauche gerade nach der Wende immer noch Utopien brauchen. (Richard, R., zit. in: Achermann, V., 2002, Utopien. Was den Totalitarismus Vorwurf betrifft, so könne man Joachim Fest schwerlich widerspreche. Ackermann bespricht in seinem Artikel die Bücher von Friedemann, R. 20021, Der endlose Weg der Utopie. Darmstadt;  Seipt, F., 2001, Utopica. Zukunftsvisionen aus der Vergangenheit. München; Naumann, U. 2000, Pribers Paradies. Ein deutscher Utopist in der amerikanischen Wildnis.  Frankfurt am Main .

10. Beispiele dystopischer Jugendromane und Bücher, siehe Schlögl, F., 2022, Dystopische Jugendromane: Katniss und ihre Schwestern ; Baaken, J., 2023, Dystopie-Thriller: Big Brother is chasing you! ; Wille, A., 2021, Gute Endzeit Bücher- der Apokalypse so nah. Gute Endzeit Bücher: Der Apokalypse so nah | Audible.de, Peter Neumann, Was ist mit morgen? (2022)


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