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Chris Griesshaber

"Science Fiction ist Märchen der rational-aufgeklärten Welt". Lessons from Star Trek: Sci-fi meets Science II.2.2.

Aktualisiert: vor 4 Stunden

Wie bereits ausgeführt waren die Sechziger Jahre ein besonders Jahrzehnt in der Geschichte der Science-Fiction. (Über Gründe, s. Sci-fi meets Science I.4) Seit dem Zeitalter des Rationalismus wird das Wunderbare durch Wissenschaft und Technologie verdrängt. Science-Fiction auf der anderen Seite ist verbunden mit Märchen und der fantastischen Erzählungen. Das Genre kompensiert die Defizite der Erfahrung gegen die übermächtige Natur. Mit den Mitteln des Wisssens und der Vernunft will der Mensch über die Natur herrschen. In dieser Hinsicht ist Science-Fiction die Voraussetzung für die Beschreibung des Phantastischen, des Wunderbaren und des Grauens."Science Fiction ist Märchen der rational-aufgeklärten Weltt". (Friscth, Lindwedel, Schärtl, 9) Ihre Themen sind die Fortsetzungen bekannter Motive und Ihnhalte, im Gewand des Rationalen und des Technischen. Science-Fiction schaffe "lebendige" Mythen, deren Aufgabe es ist, dem Menschen seinen Platz im Universum zu vermitteln, mit der Verbindung Wissenschaft, Religion und Philosophie.(Vgl. Simkins, 2016). Sie beschreiben Modelle der Wirklichkeit, unter der Berücksichtigung heutiger Erkenntnisse und Glaubensvorstellungen. Das Genre "deals with human responses to changes in the level of science". (Asimov, zit in: ebd). Science-Fiction und Utopie haben in diesem Sinne viele Gemeinsamkeiten. Sie besitzen das Potential ideale Gegenentwürfe zur Gegenwart entgegenzustellen, entweder als Ziel (Eu-Topos) oder als Warnung (Dis-Topos). (Richter, 8). Eines desrbesten Beispiele dafür ist Gene Roddenberrys TV-Serie Star Trek über ein Raumschiff, das in entfernte Galaxien vordringt.

Schon zu Beginn der Zivilisation spielten Reisen eine bedeutende Rolle, das Gilgamesch-Epos, Homers Odyssee, Utopia (Thomas More) und den Abenteuer-Romanen  Moby Dick (Hermann Melville) bis zu Robinson Crusoe (Daniel Defoe). Besonders fasziniert war der junge Gene Roddenberry von Jonathan Swifts Roman Gulliver's Travels. (Vgl. dazu Encounter at Fairpoint (TNG I, Ep.1 "Unser Schiff befindet sich auf hoher See" . (James Kirk) Die Enterprise und ihre unterschiedlichen Mannschaften an Bord brechen auf "to discover strange new worlds". Anders als in früheren Berichten ist nur, es eine Reise in All ist.


Im Jahre 1962 erklärte J.F. Kennedy die 60er zum Zeitalter der Raumfahrt. Er prophezeite, dass es spätestens gegen Ende des Jahrzehnt gelingen werde einen Menschen auf den Mond zu bringen. Am 21. Juni 1969 gelang Apollo 11 die erste Mondlandung; Neil Armstrongs betrat als erster Mensch den Mond. Ein Traum war Menschen war Wirklichkeit geworden. Der Weltraum zum Sehnsuchtsort für eine bessere Welt. Star Trek sei eine "optimistische Vision von der Zukunft der Menschheit ". (Tyrie, 2024).

Gene Roddenberry stellte sich eine TV-Serie vor, in Anlehnung an die Westward Epansion im 19. Jahrhundert, als zehntausende Siedler auf ihren Planwagen in die Wildnes zogen. Mit ihnen verschob sich Frontier, die Grenze zwischen Wildnis und Zivilisation in Richtung Pazifik. Mit seiner Schrift The Significance of the Frontier in American History (1893) postulierte Frederick Jackson Turner "the closing of a great historic movement" und damit das Ender die Kolonialisierung Amerikas.

Nach dem Ende der Frontier begann die Mythologisierung des Wilden Westen als der Traum von Unabhängikeit und Freiheit, in einem Land, das nur im der Vorstellung zu finden ist. Im Zentrum dieses Mythos steht die Figur des Coyboys, der seinem Western Code of Honor folgt. Er setzt sich ein Gerechtigkeit, Gesetz und Ordnung, auch unter Einsatz seines eigegen Lebens.

Der Western-Film hat diesen Mythos zumindest bis in die 60er Jahre zelebriert, von Gary Cooper (High Noon), Stewart (Winchester 73) Granger, Alan Ladd (Shane) John Wayne (Rio Bravo) und nicht zu vergessen, der spätere Präsident Ronald Reagan (Cattle Queen of Montana). Seit 2018 läuft die New Wester Serie Yellowstone auf diversen Streaming Diensten. Es

ist der alte Konflikt zwischen Tradition und Fortschritt. (FAZ


NB: Die Vermutung scheint naheliegend zu sein, dass es es einen Zusamenhang geben gibt zwischen dem Ehren-Kodex des Westens und der amerikanischen Außenpolitik. Die Geschichte der Kolonialisieung des Westen der USA (Westward Expansion) im 19. bildet die Vorlage für die Entdeckungsreisen im Weltraum. Das Ziel ist bis heute die Eroberung des Alls. Autoren wie Robert A. Heinlein kritisierten diese Ideologie der Kolonialismus und des Imperialismus in ihren Geschichten. Roddenberrys Star Trek Projekt ist in dieser Hinsicht eine Kritik am Postkonolialismus.

Laut George Takei (Mr. Zulu) stand die Enterprise das Symbol für die Erde (vgl. Vieweg,13), die sich auf eine 5 jährige Reise in das undiscovered country der Zukunft aufbricht. (vgl. Von der Utopie zu Science-Fiction. Sci-Fi meets Science I/1). Der Topos der Schiffreise wurde das tragende Motiv aller Star Trek Serien.

Roddenberry bot die erste Episode dem Fernsehsender NBC als eine klassische Abenteuerserie. Es sollte eine Art "Wagon-Train to the Stars" werden

Star Trek ist ein Western in Space, mit Captain James T. Kirk als new frontiersman, und Nachkomme des typischen Westernhelden, der Space Coyboy. Er steht ein für Recht und Gesetz, Freiheit und Gerechtigkeit Humanität. Dafür riskiert er immer wieder sein Leben und seiner Mannschaft. ( Vgl. Fritsch, Lindwedel, Schärtl, 20).  Im Unterschied zur Old Frontier geht um Star Trek nie um Eroberung. Darum geht es u.a. in der Folge Arena (TOS I Ep.18). Von den Metronen, Bewohner des Planeten Gestus II, gefangen genommen, muss Kirk gegen den Captain der Gorn einen Kampf bis zum Tod ausfechten. Kirk geht als Sieger hervor weigert sich jedoch den Gorn zu töten.


Der allererste Westen The Great Train Robbery (1903) enthält fast alle typischen Merkmale - Bankraub, Überfall eines Zug (Entern eines Raumschiffs), Schusswechsel (Raumschlachten) und die übliche Saloon-Schlägerein. Hier ein schönes Beispiel aus Star Trek (200) mit Chris Pine als Jim


Roddenberry war sich bewusst, dass die Serie unterhalten, aber auch die Hardcore Science-Fiction Fans ansprechen sollte. Für die Drehbücher verpflichtete berühmte Science-Fiction-Autoren wie Richard Matheson, Robert Bloch, H.P. Lovecraft und Harlan Ellison (The City on the Edge of Forever, 1967, Staffel 1, Ep.28). Aber wie in den meisten Science-Fiction Stories und Filmen, ist die Botschaft unter der Oberfäche deutlich erkennbar.

Es war die erste TV-Serie mit einer kontinuierlichen Besetzung. Selbstverständlich erzählt Star Trek von den Abenteuern eines Raumschiffs und seiner Besatzung(en) to discvover strange new worlds". Auf einer tieferen Ebene geht es bei Star Trek darüber hinaus. Wie schon bei Aristoteles ist es die Aufgabe "die Menschen zu bilden und zu erziehen". (Aristoteles, Poetik, 1448 b4-9 , zit. In: Fritsch, Lindwedel,Schärtl) Dabei stoßen wir auf die Ideen großer Denker; Platon (Platon's Children), Fichte oder Immanuel Kant (kategerischer Imperativ) Ihre Ideen bilden das Fundament der Ethik der United Federation of Planets. Georg Willhelm Hegel z.B. habilitierte sich mit einer Arbeit über Planetenbahnen und besaß Kentnisse über die Geschichte der Astronomie. Es mache einen Unterschied, ob man den Kosmos aus der philosophischen Perspektive oder vom Standpunkt menschlicher Gefühle betrachtet. (Vgl. Vieweg,17f).

Wer in den Sternenhimmel blickt, kann nicht nicht anders als ehrfürchtig werden. Rudolf Otto nannte es das mysterium tremendum et fascinosum (Erschauern und Faszination). Auf diesem Hintergrund ist Star Trek eine Entdeckungsreise ins Universum der Philosophie (Vieweg 13)






      Patrick Steward, in: 30 Jahre Star Trek Sat 1     Auschnitt 30 Jahre Star Trek Sat1 Dokumentation


Space: the final frontier. These are the voyages of the starship Enterprise.

Its five-year mission: to explore strange new worlds; to seek out new life and new civilizations; to boldly go where no man has gone before!

Es war Gene Roddenberry, dem wir dieses Zitat verdanken. Mit Star Trek wollte Roddenberry "gesellschaftlich relevante Geschichten ... erzählen". Leider wurde die Serie wegen geringer Zuschauerzahlen kurz vor der Mondlandung abgesetzt.


Der Pilotfilm The Cage, damals die teuerste NBC Produktion, wurde allerdings abgelehnt. Sie sei, zu intellektuell und habe und zu wenig Action. Zudem habe Mr. Spock ein satanisches Aussehen (Vgl. W. Shatner, 75f). Zudem verstieß er gegen das traditionelle Frauenbild mit der Besetzung einer weibliche Offizierin als Number One, gespielt von Majel Barrett. Gott sei Dank bekam Roddenberry eine zweite Chance.

Für den zweiten Pilotfilm Where no one has gone before besitze Roddenberry alle Rollen neu, außer Leornard Nimoy als Mr. Spock. William Shatner übernahm die Rolle als Captain James T. Kirk. Kirk ist der Draufgänger unter den Star Trek Captains. (Über Führungsstile s. Maren Hoffmann, Autoritär wie Captain Kirk - oder besser sachlich wie Picard?)

Foto: Where no one has gone before, TOS, I, Ep. 3.

Roddenberry war sich bewusst, dass die Serie unterhalten, aber auch die Hardcore Science-Fiction Fans ansprechen sollte. Für die Drehbücher verpflichtete berühmte Science-Fiction-Autoren wie Richard Matheson, Robert Bloch, H.P. Lovecraft und Harlan Ellison (The City on the Edge of Forever, 1967, Staffel 1, Ep.28). Es war die erste TV-Serie mit einer kontinuierlichen Besetzung.

Aber wie sollte er die TV-Stationen dazu bewegen, Geld in eine Serie zu investieren? Jedenfalls wurde nach der Ablehnung von The Cage der Druck der Fernsehsender immer größer.

Als Roddenberry die Handlung in 23. Jahrhundert verlegte, konnte er Geschichten über die Themen erzählen, die ihm wichtig erschienen. Mir dieser Idee gelang es ihm Ted Danson: 30 Jahre Star Trek

gesellschaftliche Tabus anzusprechen, ohne dass seine Geldgeber dies bemerkten."Setting Star Trek three hundred years in the future allowed (Roddenberry) to focus on the social issues of the 1960s without being direct or obvious". Einen solchen Tabubruch erlaubte sich Roddenberry. In Plato's Stepchildren (TOS 3, Ep.1) konnte man den ersten interracial kiss im Fernsehen sehen.

Auf dem Hintergrund der Rassenunruhen, der Konfrontation der beiden Supermächte und der Anti-Kriegs Demonstrationen wollte Roddenberry entschied sich Roddenberry für eine Besatzung der Enterprise, die die Vielfalt und Diversität repräsentieren sollte. (Vgl. Sci-fi meets Fiction II.2.2)

Gene Roddenberry träumte von einer United Federation of Planets. Er glaubte daran, “dass man in naher Zukunft eine Föderation hat, die die unterschiedlichsten Völker umfasst und das auf der Erde Frieden eingekehrt ist, dass es keine Hungersnöte mehr gibt, dass man sozusagen mit diesem technischen Fortschritt eine Basis schafft, dass man damit in Zukunft ein friedliches Zusammenleben ermöglicht.“ (Andreas Rauscher).

Kirk: "Pille, erinnere dich doch mal an die Großmächte des 20. Jahrhunderts. Die haben sich damals waffenstarrend gegenübergestanden. Aber zu einem Krieg kam es trotzdem nicht.


McCoy: "Ja, ich erinnere mich, aber man hatte dauernd Angst, dass es dazu kommen könnte.


Kirk: "Was würdest du denn vorschlagen! Dass nur eine Seite mit den modernsten Waffen ausgerüstet wird? Du kannst versichert sein, dann würden wir jetzt nicht friedlich im Weltraum herumfliegen. Nein! Die einzige Lösung ist das Gleichgewicht der Kräfte.


McCoy: Und wenn die Klingonen noch mehr Waffen liefern? Kirk: Dann werden wir unseren Freunden auch mehr Waffen geben, um sie genauso stark zu machen. Ein schmutziges Spiel".


Der Bezug zum Rüstungswettlauf der beiden Supermächte ist offensichtlich.


Die Vereinigte Föderation der Planeten sollte zeigen, dass die Menschheit aus ihren Fehlern gelernt hätten Ungerechtigkeit, Kriege, Krankheiten, Hunger und Armut seien überwunden. Anstelle von Machtgier sollte der Wunsch nach Erkenntnis vorherrschen. Auch das Geld wurde abgeschafft.


Picard:Sehen Sie, im 24. Jahrhundert gibt es kein Geld“.

Lily: „Gibt es kein Geld? Bedeutet das, Sie werden nicht bezahlt?“ (TNG)

Man wundert sich, "dass man damit durchgekommen ist, in einem kapitalistischen System, wie den USA eine Utopie zu etablieren, in der Geld keine Rolle spielt. Das ist ja eigentlich hochkommunistisch“ . (Yann-Patrick Schlame)


Offensichtlich leben die Menschen in der Zukunft in einer Art amerikanischem Sozialismus, was als Kritik an der damaligen Wirtschaftspolitik unter Präsident Reagan, genannt "Reaganomics". Aufgrund technologischer Fortschritte konnten Probleme wie Hunger und Armut überwunden. Star Trek sei bedingungslos fortschrittsgläubig. „Ich glaube, die Wurzeln von Star Trek liegen in so einer tiefen humanistischen Überzeugung, die Gene Roddenberry gehabt hat. Ich glaube, er hatte die Idee, ein Zukunftsbild der Menschheit zu entwickeln, wo nicht alles perfekt ist, wo aber die Menschheit gelernt hat aus ihren Fehlern und zu einer besseren Gesellschaftsordnung gekommen ist.(Andreas Rauscher)


Ein Raumschiff mit einer bunten Besatzung aus verschiedenen Erd-Kulturen reist durch das Universum, überschreitet dabei Grenzen und wagt in ein Undiscovered Country vor, "where no one has gone before". Die Zukunft ist das unentdeckte Land, laut dem Klingonenkanzler Gorkon.

Star Trek eröffnet uns die Möglichkeit zur Selbstreflexion anhand der Episoden und des Verhaltens ihrer Figuren – ganz nach dem Motto: "Wer wagt, kann verlieren, wer nicht wagt, hat schon verloren", oder anders ausgedrückt: gesagt: 'Wachstum geschieht nur außerhalb der Komfortzone. Zitat: Star Trek VI: The Undiscoverd Country 

Darüber hinaus lässt Weltraum als Metapher für unentdeckte Land der eigenen Seele verstehen. Die Untiefen der eigenen Seele zu erforschen kann mitunter gefährlich sein, aber notwendig für die Entwiclung des Selbst. Davon haben die Mythen erzählt . (Vgl. Simkins, 2016)

Heutzutage sind die Mythenerzähler die Filmnmacher. (Vgl. Voytilla, 1999). Dazu die Worte des allmächtigen Q. Literatur und Film sind in diesem Sinne durchaus psychotherapeutisch. Ein Beispiel ist die Folge The Enemy within (TOS I,Ep.4). Mehr dazu: Psychotherapie in Literatur & Film III/2)


Star Trek ist nach 63 Jahren immer noch eine Utopie; eine, an die man gerne glauben möchte und die wir gerade jetzt dringend nötig haben. Fortsetzung in Sci-Fi meets Science II. 2.1.

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LITERATUR:



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