Der Titel der Veranstaltung scheint auf den ersten Blick etwas verwirrend zu sein. Was hat Klimawandel mit Klimawandel zu tun?
Bäume seien aus Holz, so Lesch, und Instrumente wie Geige, Bratsche, Cello und Kontrabass sind aus Holz gemacht, Lesch bezeichnete die Instrumente deshalb als Zeitzeugen des Klima-wandels, allein durch das Alter der gespielten Instrumente - Martin Walchs Geige stamme dem Jahr 1700, Luis Zoritas Violoncello aus Jahr 1677, so Martin Walch.
Wälder und Bäume sind ganz besonders bedroht durch die zunehmende Erderwärmung. Man braucht sich nur die Anzahl katastrophaler Waldbrände in Europa, den USA und Australien erinnern, von der Abholzung des Regenwaldes ganz zu schweigen 2022 in Erinnerung rufen. Gleichzeitig kam es zu immer zerstörerischer Flutkatastrophen, Tropenstürme aufgrund der weltweiten Klimaveränderung. Die Pole und die Gletscher schmelzen in einem noch nie dagewesen Tempo. Zahlreiche Dokumentationen weisen in sehr drastischen Bildern auf den menschgemachten Klimawandel und den durch die Erderwärmung verursachen Katastrophen. Als Beispiele gelten u.a. AN INCONVIENT TRUTH von Al Gore aus dem Jahr 2006 und Leonardo DiCaprios "BEFORE THE FLOOD von 2016. Beide Filme zeigen die beeindruckende Schönheit, Faszination und Aus-strahlung unseres blauen Planeten und die gleichzeitige globale Umweltkatastrophe.
Darum ging es in der Veranstaltung am 12. Februar 2023 im Theaterhaus in Stuttgart.
Harald Lesch, Professor für Physik an der Universität zusammen mit dem Merlin Ensemble Wien unter der Leitung von Martin Walch nahm uns Zuschauer mit auf eine spannende und abenteuerliche Reise zu den Ursprüngen unseres Sonnensystems und der Entstehung der Erde, des blauen Planeten, bis zu den Klimakatastrophen der Gegenwart. Dabei verwies er auf viele wissenschaftlichen Fakten, z.B. dass kurz nachdem die Erde entstanden ist, ein Eisplanet war, mit einer kleinen Sonne. Die Entwicklung glich einem Wunder.
Lesch ging in einer eher erzählerischen, teils humorvollen, Art und Weise als einem wissenschaftlichen Vortrag auf die Zusammenhänge und Erkenntnisse ein. Dabei wurde er unterstützt durch die Musik Antonio Vivaldi und seiner Vier Jahreszeiten, bespielt vom oben genannten Ensemble aus Wien - eine sehr fruchtbares Zusammenspiel von Wissenschaft und Kunst. Antoni Vivaldi mit Anna-Sophie Mutter
Kein Foto kann die Erhabenheit und Schönheit unseres blauen Planeten verdeutlichen wie das von der Besatzung der Apollo 8 wie das Bild Earthrise entstanden auf der Apollo 8 im Jahr 1968 auf ihrer Reise zum Mond. Es verweist ebenso auf die Größe des Universum und ermöglicht so eine völlig andere Perspektive. (1) "Earthrise" NASA-Fotos AS8-14 2383HR
So ist es nur konsequent, wenn Harald Lesch uns auf eine Reise durch die Jahrmillionen mitnimmt - von der Entstehung unseres Sonnensystems und unseres Planeten, bis zu den schrecklichen Katastrophen gerade im Jahren 2021/2022 durch Waldbrände, Hitze- und Flutwellen, Dürre usw. - mit Hilfe der Jahreszeiten, die ihn zu seinen Bemerkungen inspirierten - vom Frühling, dem Sommer und Herbst bis zum Winder spiegeln die Entwicklung der Erde. Wissenschaft und Musik, Rationalität und Emotion, Spiritualität, wie sie nur die Musik ermöglicht, gehen Hand in Hand. Für Harald Lesch sind die Katastrophen die Reaktion der Natur auf die menschengemachte Zerstörung. Natur könne ohne uns existieren, wir aber nicht ohne die Natur, so Lesch. Mit der Natur könne man nicht kommunizieren, sondern sie nur verstehen durch die Wissenschaft, die Daten erhebt, um Aussagen über die Welt und Natur zumachen.
Was etwas an diesem Abend etwas zu kurz ist die Tatsache, dass es auch eine andere Sicht auf die Welt und die Natur gibt, eine Erfahrung der Welt, wie sie in den Großen Erzählungen und Mythen vieler Völker, Schöpfungsgeschichten und Stammeskulturen vorkommt. Die Menschen der Vorzeit haben es verstanden, dass man darüber nur in Bildern und Symbolen sprechen kann, wie z.B. in den beiden Paradiesgeschichten der Bibel - "Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde". Als Beispiele seien z.B. nur das Naturverständnis der Native Americans in den USA oder der First Nations in Kanada genannt.
Berühmt geworden ist die Rede von Chief Seattle, hier in der Version, die sich an der Originalrede Chief Seattles orientiert.
"Wir sind ein Teil der Erde, und Sie ist ein Teil von uns. Und Sie ist ein Teil von uns. Die duftenden Blumen sind unsere Schwestern, die Rehe, das Pferd, der große Adler sind unsere Brüder. Die felsigen Höhen, die saftigen Wiesen, die Körperwärme des Ponys – und des Menschen – sie alle gehören zur gleichen Familie […] Lehrt eure Kinder, was wir unsere Kinder lehrten. Die Erde ist unsere Mutter. Was die Erde befällt, befällt auch die Söhne und Töchter der Erde. Denn das wissen wir: Die Erde gehört nicht dem Menschen – der Mensch gehört zur Erde. Alles ist miteinander verbunden wie das Blut, das eine Familie vereint. Jeder Teil dieser Erde ist meinem Volk heilig. Jede glänzende Kiefernnadel, jeder lichte Nebel in dunklen Wäldern, jede Lichtung und jedes summende Insekt ist heilig in der Erinnerung und der Erfahrung meines Volkes." [Die Rede des Häuptlings Seattle, zit. auf Naturwelt.org, abgerufen am 21.02.2023, 10.00 Uhr]
Dazu gehören ebenso die Weltdeutungen, wie wir sie im Hinduismus und Buddhismus kennen. Laut Thich Nhat Hanh sind wir alle miteinander verbunden. Er nennt es INTER-BEING, m.a.W, "ALLE und ALLES ist eins".
Wenn Harald Lesch sich am Ende der Veranstaltung sich auf unsere MUTTER ERDE bezieht ist es genau dieses Prinzip, welches sich jedweder wissenschaftlichen Erkenntnis entzieht.
NACHTRAG 1: Sogar die Popmusik mit ihren Videoclips, die immer auch mit mythischen und religiösen Bildern arbeitet, nimmt sich diesem Thema an, wie das Lied EARTHSONG von Michael Jackson zeigt, musikalisch sichtbar und bildlich hörbar -der Schrecken (Dystopie) und gleichzeitig Hoffnung (Utopie) - Mysterium tremendum et faszinosum.
Jackson erinnert auf seine ganz besondere Art an die Religionen mit ihren Traditionen Spiritualität, Hingabe, Ehrfurcht und Ethik angesichts der Zerstörungswut des Menschen.
NACHTRAG 2:
Der Zusammenhang von Musik und Klimawandel, so sinngemäß der Titel der Veranstaltung, hat mich an eine Veranstaltung mit Joachim Ernst Berendt in der Herz Jesu Kirche in Freiburg im Jahre 1987 erinnert. Es war eine Soiree mit dem Titel "Nada Brama - die Welt ist Klang oder Sound" mit Joachim Ernst Berendt. "Brahma ist die Welt, Brahma ist der Kosmos......Die Welt ist Klang, Klang ist die Welt, und die Welt ist Gott, und Gott ist die Welt. (3)
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Anmerkungen:
1. Über die Hintergründe siehe "50 Years ago, *Earthrise* gave us the View of a Lifetime, https://www.gizmocrazed.com/2018/12/50-years-ago-earthrise-gave-us-the-view-of-a-lifetime /, Abgrufen am 4. Februar 2023, 10.00 Uhr.
2. Die Originalrede Chief Seattle's unter http://www.chiefseattle.com/history/chiefseattle/speech/speech.htm, abgerufen am 14. Februar 2023, 17:30 Uhr. 3. Dazu sie auch Post zu Nada Brahma.
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