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"Science Fiction ist Märchen der rational-aufgeklärten Welt". Lessons from Star Trek: Sci-fi meets Science II.2.1

Aktualisiert: vor 11 Stunden

1. Quellen und Hintergründe


Seit dem Rationalismus haben Wissenschaft und Technologie das Wunderbare zunehmend zurückgedrängt, die Welt wurde entmythologisiert. Heute besitzen Naturwissenschaften die Deutungshoheit über die sichtbare Realität. Ihre Erkenntnisse sind zentral für unser Wissen. Doch laut Ken Wilber sind sie nur eine Facette der Wirklichkeit. Wissenschaft sei positivistisch und reduktionistisch, während Erfahrung durch Interpretation und Hermeneutik zugänglich sei. Beide Perspektiven – Wissenschaft und Religion – ergänzen sich und sollten integriert werden. Eine ganzheitliche Wahrheit erfordert Raum für das Transzendente und das Empirische. Beschreiben sei monologisch, verstehen dialogisch. Wenn die Naturwissenschaften nur einen Teil des Wirklichkeit abbilden, muss die Frage lauten, welche andere Erkenntnisquellen der Mensch verfügt, um sich Wissen über diese andere Seite anzueignen. Die Antwort: der Mythos. Von Beginn haben Mythen, Märchen, Sagen und Legenden aller Völker den Menschen in Kontakt gebracht mit der geistigen Welt. Wir moderne Menschen wissen viel über die sichtbare Welt, der mythologische Mensch wusste viel über die unsichtbare. Die chemische Formel für Wasser ist H2O Wissenschaft. Aber die Erfahrung von “nass” geht weit darüber hinaus.


Alle Kulturen kennen Schöpfungsmythen. Auch die Bibel erzählt von der Entstehung der Welt (Gen 1) und der Erschaffung des Menschen (Gen 2). Beide Bibeltexte beinhalten historische oder naturwissenschaftliche Fakten. Es sind mythologische Erzählungen über den Ursprung und über das Wesen des Menschen. Sie sind Werde- und keine Wesensgeschichten. Wer die Texte wortwörtlich versteht, verkennt deren wahre Intention. Die mythologische Wahrheit ist immer größer, so Thorwald Dethlefsen.


Das Universums zu erforschen ist u.a. Aufgabe der Astrophysik und der Kosmologie, vom Ursprung (Big Bang Theorie bis zur Möglichkeit paralleler Universen, übrigens ein beliebtes Thema der

Science-Fiction. Doch wer heute in den Himmel blickt oder nachts die Sterne betrachtet, kann nur in Ehrfurcht erstarren und staunen. Der Theologe Rudolf Otto nannte diese Erfahrung als ein

mysterium tremendum et fascinosum, ein Erlebnis, das uns erzittern lässt und gleichzeitig fasziniert. Und Immanuel Kant sagt: „Zwei Dinge erfüllen mein Gemüt mit immer neuer und zunehmender Bewunderung und Ehrfurcht …. Der bestirnte Himmel über mir, und das moralische Gesetz in mir.“ Es macht einen Unterschied, ob man den Kosmos aus der Sicht der Naturwissenschaft und der Astrophysik betrachtet oder aus der Perspektive menschlicher Gefühle (Vgl. Vieweg,17f).

Am 24. April 1990 wurde das Hubble Telescope HST an Bord des Space Shuttle Discovery ins Weltall entsandt. Seit 35 Jahren schickt es Bilder über die Schönheit und das Geheimnis des Universums. Die Aufnahmen seither unseren Blick auf das Universum verändert. Es lehrte uns kurzlebige Wesen auf der Erde “bewunderte Staunen“, gelehrt, das unsere Grenzen übersteigt. “Diese staunende Perspektive auf den Kosmos und uns selbst einzunehmen, kann heilsam sein”, meint Sibylle Anderl.



Wer nachts den Sternenhimmel betrachtet, kann sich diesem Gefühl kaum entziehen. Angesichts der Größe und Ausdehnung des Universum fühlt man sich klein und unbedeutend, und werden doch ergriffen von der Größe und Unverständlichkeit des Kosmos. In Psalm 8 der Bibel heiß es:

Kess über die Schönheit des Universums

“Herr, unser Herrscher, / wie gewaltig ist dein Name auf der ganzen Erde; / über den Himmel breitest du deine Hoheit aus.....Seh ich den Himmel, das Werk deiner Finger, / Mond und Sterne, diedu befestigt: Was ist der Mensch, dass du an ihn denkst, / des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst? Du hast ihn nur wenig geringer gemacht als Gott, / hast ihn mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt. Die Beispiele zeigen, dass sich Naturwissenschaft und Religion nicht ausschließen.

Eine Integration von Wissenschaft ist nur dann möglich, „wenn Raum für die Wahrheit beide Behauptungen geschaffen werden kann, für das Transzendente und das Empirische, das Innen und Außen“ (Wilber 1999, 89). Nur auf diese Art können wir begreifen, wie sich der Geist in der Welt in der Welt manifestiere (ebd. 2004, 119-126).


Die Kenntnisse der antiken griechischen Mythologie und Philosophie bilden das Fundament der Geschichte Europas und der europäischen Literatur und prägen sie bis heute. In der Folge Who mourns for Adonai(TOS 2x2) spricht Captain Kirk über den Beitrag der griechischen Antike zur

Entwicklung der menschlichen Zivilisation: “The Greek civilization, much of our culture and

philosophy came from a worship of those beings. In a way, they began the Golden Age”.Diese Szene ist keine bloße Hommage, sondern eine Erinnerung: Die Ideale der Antike – Humanismus, Vernunft, Schönheit und Forschergeist – sind nicht nur Relikte der Vergangenheit, sondern Kompassnadel unserer heutigen Zivilisation. Die Bedeutung der Religion thematisiert die Folge The Apple (TOS 2x5). Sie erzählt die Geschichte des Sündenfalls (Gen 2, 3–7) als symbolische Darstellung eines Übergangsrituals (Rite of Passage) von der Unschuld hin zur Erfahrung. Erfahrung bedeutet Verantwortung, und diese wiederum ist untrennbar verbunden mit Schuld. Schuld gehört zum Wesen des Menschen. Der richtige Umgang mit ihr ist der Schlüssel zur Menschwerdung. Denn Menschen können sich ändern und transformieren. Der letzte Film der TNG-Kino Reihe Star Trek X: Nemesis (2003) weist auf eine weitere Ebene der Geschichte vom Sündenfall hin, dem Zusammenhang von Willensfreit und Schuld. Etwa in der Mitte des Films begegnet Captain Picard seinem Alter-Ego. Shinzon ist die Version, die er hätte werden können, wenn die Umstände anders gewesen wäre.

Picard steht für Menschlichkeit und ethische Reife, während Shinzon, als Klon nicht geboren in Unschuld, sondern gezüchtet, sondern getrieben ist von Isolation, Rache und Machtstreben. Picard möchte ihn überzeugen, dass Menschen sich ändern, über sich hinauswachsen können. Doch Shinzon kann sich die Ketten seiner Vergangenheit nicht sprengen. Aktuell spiegelt Star Trek den aktuellen Konflikt zwischen den Neurowissenschaften und der philosophischen und theologisch Anthropologie über die Willensfreiheit und Schuld, letztendlich wie in anderen Star Trek Folgen über das Böse im Menschen. Die obigen Beispiele zeigen, dass alte und neue Mythen Instrumente heutzutage die populären Medien (Röll 1999) sind, die unsere kulturelle und individuelle Reifeprozesse begleiten und zu Selbstreflexion und Selbsterkenntnis inspirieren. Unzählige Filme und TV-Serien, insbesondere aus dem Bereich der Phantasy und Science-Fiction erzählen die gleichen Geschichten in einem neuen Gewand. Mythologisch, theologisch und philosophischen gesehen geht es im Kern um die Frage, wer wir in Zukunft sein können bzw. sein wollen. Daher ist eine Zusammenarbeit der Naturwissenschaften mit Philosophie (vgl. Simkins, 2016) und Theologie notwendig. Die Science-Fiction beschreibt Modelle der Wirklichkeit, unter der Berücksichtigung heutiger Erkenntnisse und Glaubensvorstellungen, denn Science-Fiction „deals with human responses to changes in the level of science“, so Isaac Asimov. Sie entwirft Wirklichkeitsmodelle, in denen sowohl aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse als auch Glaubensvorstellungen ihren Platz finden. (Vgl. dazu "Joy is the essential and final ingredient of science fiction, the joy of discovery of newness", Sci-fi meets Science I.4) Glaube und Naturwissenschaft schließen sich nicht gegenseitig aus, sondern sind zwei Perspektiven auf dieselbe Frage, nach dem Wesen der Welt und des Menschen. "Die Naturwissenschaft kann die Religion vom Irrtum und Aberglaube befreien; die Religion kann die Wissenschaft vom Götzendienst falschen Absolutheitsvorstellungen reinigen".

Die Science-Fiction erschafft „lebendige“ Mythen, deren Aufgabe es ist, dem Menschen seinen Platz im Universum zu zeigen – gemeinsam mit Wissenschaft, Philosophie und Religion. Gene Roddenberrys Star Trek Projekt ist de beste Beweis. Seine Vision Trek verkörpert genau diese Synthese: Humanismus, technische Möglichkeiten, ethische Fragen, sogar spirituelle Anklänge – alles verpackt in Erzählungen über das Unbekannte. Die Crew der Enterprise wird zur Projektionsfläche für unsere Hoffnungen und Ängste, unsere kulturellen Werte und unsere Vorstellungen vom Fortschritt.


Microsoft Copilot, 2025.
Microsoft Copilot, 2025.

2. Eine Vision von Hoffnung: Gene Roddenberrys Vermächtnis

Denk man an Science-Fiction, kommen einem meist Raumschiffe, Warp-Antriebe, außerirdische Zivilisationen und alle möglichen Details in den Sinn. Doch unter der glänzenden Hülle von Technologie und Zukunftsvision verbirgt sich etwas viel Tieferes: eine philosophische Auseinandersetzung mit dem Menschen selbst, seinem Wesen, seinem Handeln und seiner Schattenseite. Science-Fiction ist keine pure Fantasie, sondern ein Medium, das existenzielle, theologische und wissenschaftliche Fragen reflektiert und lebendige Narrative formt, die zur Selbstreflexion einladen. Science-Fiction-Geschichten sind oft mehr als nur futuristische Abenteuer – sie sind moderne Mythen, die unsere tiefsten Fragen, Ängste und Hoffnungen spiegeln. Die Frage nach dem Wesen des Menschen, nach dem Grund seiner Existenz und seinen Handlungen ist das zentrale Thema in alles Star Trek Filmen und Serien, von Originalserie Star Trek: The Original Series (TOS) bis zu Star Trek: Strange New Worlds (SNW).

Gene Roddenberrys Vision war mehr als nur Science-Fiction – sie war ein humanistisches Ideal. Er entwarf eine Zukunft, in der die Menschheit aus ihren Fehlern gelernt hat und sich zu einer gerechteren, empathischeren Zivilisation weiterentwickelt. Die Vereinigte Föderation der Planeten verkörpert diese Utopie: ein Zusammenschluss unterschiedlicher Kulturen, vereint durch gemeinsame Werte wie Kooperation, Gleichberechtigung und Frieden.


Besonders deutlich wird diese Idee in Star Trek: The Next Generation. Die Serie beginnt und endet nicht zufällig mit derselben Szene: einem Prozess gegen die Menschheit. In der Pilotfolge Encounter at Farpoint (TNG 1x03) stehen Captain Picard und seine Crew vor einem übermächtigen Richter – Q. Sie werden angeklagt für die Verbrechen der Menschheit und zum Tode verurteilt. Q setzt die Vollstreckung jedoch aus, um zu prüfen, ob die Menschheit dazugelernt hat. In der finalen Doppelfolge All Good Things (TNG 7x25/26) befinden wir uns erneut im gleichen Gerichtssaal. Wieder stellt sich die Frage: Hat sich die Menschheit wirklich weiterentwickelt? Diese Rahmenhandlung ist kein Zufall. Sie zeigt, wie zentral Roddenberrys Hoffnung auf Fortschritt und Selbstreflexion für das Star-Trek-Universum ist. Die letzte Grenze - die „Final Frontier“ ist nicht der Weltraum, sondern das menschliche Bewusstsein – unsere Fähigkeit, mit Mitgefühl, Weisheit und Neugier zu handeln.


Kaum eine Serie konfrontiert ihre Charaktere so konsequent mit moralischen Dilemmata wie Star Trek. Ob Kirk, Picard, Sisko oder Janeway – sie alle müssen Entscheidungen treffen, die nicht nur ihre Crew, sondern ganze Welten betreffen. Dabei stoßen sie immer wieder an die Grenzen ihrer eigenen Überzeugungen. Gerade in den späteren Spin-offs Star Trek: Voyager und Star Trek: Deep Space Nine fällt es den Hauptfiguren zunehmend schwerer, sich stets ethisch korrekt zu verhalten. Häufig lassen die Umstände keine eindeutigen Lösungen zu. Einige Beispiele mögen dies verdeutlichen.

In Where no one has gone before (TOS 1x1) entwickelt Gary Mitchell gottähnliche Kräfte und immer gefährlicher für die gesamte Besatzung. Spock rät ihm Mitchell zu töten. Zunächst weigert er sich seinen alten Freund zu opfern, muss ihn am Ende doch töten, um seine Besatzung zu schützen. Ein Konflikt entsteht zwischen der Loyalität gegenüber einem Freund und der Verantwortung eines Captains für sein Schiff und seine Besatzung. Eine noch brisantere – und auch heute hochaktuelle – Frage ist, ob Menschen über Superkräfte verfügen sollten und wie verantwortungsvoll damit umzugehen wäre. In Star Trek: The Next Generation steht der Androide Data exemplarisch für diese Thematik, insbesondere im Umgang mit dem Q-Kontinuum.

In der Episode In the Pale Moonlight (DS9 6x19) fälschen Captain Sisko und Garak Beweise gegen das Dominion. Garak geht sogar so weit, einen romulanischen Senator zu töten, mit einem schlechten Gewissen, worauf Garak hält ihm zu Recht vor, er hab ihn dazu ausgesucht, "because you knew I could do those things that you weren't capable of doing", ethisch betrachtet ein fürchterliche Szenen.

Well, it worked. And you'll get what you want: a war between the Romulans and the Dominion". Damit hätten den Alpha-Quadranten gerettet, "and all it cost was the life of one Romulan senator, one criminal, and the self-respect of one Starfleet officer. Am Ende sagt er, dass er es nicht bereue? müsse aber mit der daraus resultierenden Schuld leben. Oder doch nicht? Das Ende bleibt offen, und sicher eine der besten DS9 Episoden.


Auch in diesem Zusammenhang geht es um das Problem des Bösen in der Welt – und darum, wie man damit umgehen sollte. Ethisch korrekt handeln oder Schuld auf sich laden zum Wohl des Gesamten. „Herr Grießhaber, gibt es böse Menschen?“, fragte mich einst eine Schülerin im Religionsunterricht. Hätte ich damals die Folge gekannt, hätte ich sie im Unterricht gezeigt. Diese Frage erscheint gerade heute aktueller den je.

Das Thema zieht sich wie ein roter Faden durch viele weitere Folgen. Was ist das Böse, und wie können wir ihm begegnen. Es zählt zu den größten Herausforderungen für die Menschheit. Seit Jahrhunderten versucht die Theologie und Philosophie eine überzeugende Antwort zu finden. Es gibt unzählige Geschichten aus der Science-Fiction oder dem Schauerroman (z.B. Algernoon Blackwood oder H.P. Lovcraft), Horror-Filme über Vampire, Werwölfe oder Zombies über Psycho-Thriller bis zu Psychopaten (Hannibal Lecter oder Dexter) usw, nicht zu vergessen die Monster wie King Kong oder Godzilla. Sogar der Teufel ist immer wieder trendy, wie die Serie Lucifer zeigt.


Auch im Star-Trek-Universum spuken einige Monster (Horta), wahnsinnige Wissenschaftler, skrupellose Schurken, feindselige Spezies rum; am Anfang die Klingonen, dann Romulaner, Cardessianer oder und zu guter Letzt das Dominion. Bösewichte Wie Shinzon, Gul Dukat oder Khan Noonien Singh, oder sind sie nur arme fehlgeleitete Gesellen? Letzterer taucht erstmals in der Episode Space Seed ( TOS 1x22)  auf, brillant verkörpert von Ricardo Montalbán, und später erneut in Star Trek II: The Wrath of Khan. Laut Mark Clark gilt Khan als einer der bekanntesten und prägendsten Antagonisten der gesamten Star-Trek-Historie. Worin liegt die Faszination am Böse? Es könnte durch aus sein, dass sie das Böse in uns selbst zeigen, ohne dass es für uns gefährlich, eine Möglichkeit der Selbstreflexion? Vielleicht.


Dennoch, dass Wesen des Menschen offenbart häufig in seiner positiven Eigenschaft, nicht nur in unserem Elend, sondern unserer Größe, zu der wir fähig sind- Barmherzigkeit und Fürsorge (Data/Spot), Freundschaft (Kirk/Spock; Data/LaForge; Dr. Bashir/Garak), in der Rolle als Lehrende oder Mentorin (Picard/Guinan; Janeway/Seven of Nine), Elternschaft (Data/Lal; Picard/Ro; Q/Q2), Sexualität (Tasha/Data) oder in „Beziehungskisten“, wie Julian Wangler Paarbeziehungen nennt (Picard/Dr. Crusher; Riker/Deanna; Chakotay/Seven of Nine; Kira/Odo).

Bei zwischenmenschlichen Konflikten kann man sich an die empathische Councelorin Deanna Troi wenden, Neelix als Coach oder den Doctor auf der Voyager konsultieren – oder gleich eine Psychoanalyse bei Sigmund Freud auf der sprichwörtlichen Couch auf dem Holodeck machen.

Wie auch immer: Bei aller Action, und spannenden Abenteuer kommt das Menschliche in Star Trek nie zu kurz.

Bild  erstellt mit Microsoft Copilot, 2025.
Bild erstellt mit Microsoft Copilot, 2025.

3. Der Aufbruch ins Unbekannte: Raumfahrt, Literatur und Mythos


In den 1960er-Jahren markierte die Raumfahrt einen Wendepunkt in der Geschichte der Menschheit. Inspiriert durch J. F. Kennedys Vision, den Mond zu erreichen, wurde der Weltraum zum Symbol für Hoffnung und Fortschritt. "We choose to go to the moon in this decade and do the other things not because they are easy, but because they are hard". (J.F. Kennedy, September 12, 1962 in Rice Stadium)


Auch Gene Roddenberry griff dieses Ideal mit Star Trek auf. Die Serie startete 1966 mit dem Ziel, neue Welten und Zivilisationen zu entdecken – ein optimistischer Blick in die Zukunft der Menschheit.


Am 22. September wurde Roddenberrys Star Trek mit der Pilotfolge Where No One Has Gone Before (TOS 1x3)  in die Wohnzimmer der Zuschauer gebeamt. Die Handlung spielt im 23. Jahrhundert und erzählt vom Aufbruch in die unendlichen Weiten des Weltraums, mit dem Ziel, neue Welten und Zivilisationen zu erforschen. Obwohl bereits die allererste


Folge The Cage (0xo1)nie ausgestrahlt wurde und die Serie kurz vor der Mondlandung zunächst abgesetzt wurde, durchqueren bis heute zahlreiche Raumschiffe der Föderation Zeit und Raum – dem Universum sei Dank.

Von The Next Generation (1987–1994), Voyager (1995–2000), Enterprise (2001–2005) über Discovery (2017–2024) bis zu Picard (2020–2023). Eine Ausnahme bildet Deep Space Nine (1993–1999), das sich bewusst von der klassischen Erkundungsstruktur löste.


Das Motiv des Aufbruchs ins Unbekannte ist jedoch kein modernes Phänomen. Es begegnet uns nicht erst seit Jules Vernes Reise um den Mond (1870), H. G. Wells’ Die ersten Menschen auf dem Mond oder Georges Méliès’ Meisterwerk Le Voyage dans la Lune (1902), dem ersten Science-Fiction-Film der Geschichte. Die Reise – ob zu Wasser oder zu Lande – ist ein uralter Topos, der tief in den Mythen und religiösen Erzählungen der Menschheit verwurzelt ist. Man findet ihn im sumerischen Gilgamesch-Epos, in Homers Odyssee oder Abrahams Aufbruch ins Gelobte Land (Gen 12,1–4). Es ist das ewige Streben nach neuen Horizonten, dem Unbekannten – und letztlich dem Verständnis unseres eigenen Daseins Nach dem Ende des Mittelalters und dem Beginn der Neuzeit begannen die damaligen Großmächte – Portugal, Spanien, die Niederlande und England – nach der Entdeckung der Neuen Welt durch Christoph Kolumbus (1492), die Welt per Schiff zu kolonialisieren. Gleichzeitig entwickelte sich mit Reisechroniken, Tagebüchern und Erzählungen ein neues Genre: die Reiseliteratur. Zu den bekanntesten frühen Vertretern zählen die Schriften von Bartolomé de Las Casas, etwa der Kurzgefaßte Bericht von der Verwüstung der Westindischen Länder sowie die Tagebücher des englischen Abenteurers John Smith über die Gründung der ersten englischen Siedlung in Jamestown, Virginia im Jahr1607. Diese Klassiker setzen sich mit der menschlichen Natur, Grenzerfahrungen und der Sehnsucht nach neuen Horizonten auseinander – literarische Zeugnisse eines kulturellen Aufbruchs, der bis heute nachwirkt.


Bereits einhundert Jahre zuvor hatte Thomas Morus mit seinem Roman Utopia (1516) über eine ideale Gesellschaft entworfen Die Vorstellung ferner, noch unbekannter Welten, inspirierten Schriftsteller wie Daniel Defoe (Robinson Crusoe, 1719)  Jonathan Swifts (Gulliver's Travels, 1926) - übrigens eines der Lieblingsbüchern des jungen Gene Roddenberry. Dazu gehört auch der Roman Moby-Dick; or, The Whale (1851). In zwei Szenen aus Star Trek VIII: First Contact erleben wir einen verzweifelten und fanatischen Picard, alles von Bord wirft, die Enterprise, seine Crew und seine Ethik, um die Borg zu besiegen. Er ist der Captain Ahab im 24. Jahrhundert, getrieben und geblendet von seinem persönlichen Trauma und Rache. Erst als er vor Wut das Modell der Enterprise zerstört, gelingt ihm innerzuhalten und wieder er selbst zu sein.  (3)


Science-Fiction knüpft immer wieder an die ältesten Motive der Menschheitsgeschichte an – Streben nach Erkenntnis, das Erforschen fremder Welten und die Frage nach dem Menschsein. Die einzelnen Serie setzen jeweils unterschiedliche Themenschwerpunkte. (Infografik: Struktur und Themenentwicklung der Star-Trek-Serien. Erstellt mit Microsoft Copilot, 2025, abgerufen am 11.7.2025 11.25 Uhr. Es liegt nahe, den Mythos der Seereise zu neuen Ufern im Aufbruch des Raumschiffs Enterprise wiederzuerkennen, das aufbricht, um neue Welten zu erforschen. Star Trek zeigt viele Parallelen zu dem Motiv der Schiffsreise. Das Raumschiff (engl. Vessel) befindet sich nicht mehr auf hoher See, sondern in den unendlichen Weiten des Weltalls. Schiffe gehen an Land, Raumschiffe landen auf Planeten, mal gezwungenermaßen, mal zu Forschungszwecken zum Kampf gegen feindliche Mächte. Wie früher kommt es auch immer wieder zur Meuterei. Auch viele Zitate spielen auf die alte Seefahrt

ab. Das Schicksal beschützt Narren, Kinder und Schiffe mit dem Namen Enterprise.“ (Riker in: Contagion TNG 2x11). Ihm in den Mund gelegt und nicht original ist das Zitat "Unser Schiff befindet sich auf hoher See", das auf seinen Führungsstil als Schiffskapitän anspielt. Oder er träumt vom einem unbeschwerten Leben auf einem Schiff, ohne Verantwortung (Balance of Power, TOS 1x15). Schiffe fahren einst übers Meer, heute landen Raumschiffe auf Planeten – manchmal gezwungenermaßen, zu Forschungszwecken oder im Kampf gegen feindliche Mächte. Die Erkundung findet nicht mehr auf hoher See statt, sondern im Weltraum. Manche Szenen erinnern an vergangene Zeiten: etwa in Star Trek V: The Final Frontier, wo Räume mit typischen Gegenständen aus alten Epochen gestaltet sind. In zwei Szenen erinnert die Kulisse deutlich an Kajüten historischer Segelschiffe, mitsamt charakteristischer Steuerelemente.

Die erste Szene auf dem Holodeck in Star Trek: Generations (1994) wirkt wie eine Hommage an die Vergangenheit – so zumindest mein Eindruck.

Star Trek VI: Generations Die Szene auf dem Holodeck

Star Trek V: The Final Frontier Sczenenkulisse

Star Trek V: The Final Frontier McCoy, Spock & Kirk am Lagerfeuer

4. Gründungsmythen und ihren Einfluss auf Star Trek


Alle Kulturen führen ihre Existenz, Identität und ihr Selbstverständnis auf einen Gründungsmythos zurück. Die Israeliten beriefen sich auf die Erzväter Abraham, Isaak und Jakob. Mose gilt als Begründer des Bundes zwischen Gott und den Menschen. Mohammed wiederum verweist auf seine Abstammung von Ismael, dem erstgeborenen Sohn Abrahams. Tolkien beschreibt im Silmarillion, wie Mittelerde entstand – als Vorgeschichte zu Der Herr der Ringe. Auch die Identität der Vereinigten Staaten gründet sich auf drei zentrale Mythen, die bis heute maßgeblich das Selbstverständnis als Weltmacht prägen.

4.1. Pocahontas: "Founding Mother" einer Nation: Mythos

Jedes Kind in den USA kennt die Geschichte der großen Liebe zwischen John Smith und der Häuptlingstochter Pocahontas aus dem Jahr 1607 – dem Gründungsjahr der ersten englischen Kolonie in Jamestown, Virginia. In seinen Aufzeichnungen schilderte Smith, wie Pocahontas ihm das Leben gerettet habe, als er als Gefangener der Powhatan getötet werden sollte.


Smith verstand sich selbst als „Native“, als Eingeborener in einem neuen Land, und verkörperte die Figur des „New American“ – eines Pioniers, der sich von der alten Welt abgrenzte und die neue definierte. Seine Erzählungen trugen wesentlich zur Konstruktion eines nationalen Mythos bei, der bis heute nachwirkt. „…all of the white people will be Indians and all of the Indians will be ghosts“ (Novak, 2021) – ein Bild, das die ideologische Umkehrung der Kolonialisierung eindringlich veranschaulicht. Dieser Mythos setzte sich während der Westward Expansion des 19. Jahrhunderts fort und führte nahezu zur vollständigen Vernichtung der indigenen Bevölkerung (s.u.). Allerdings ist die Liebesgeschichte historisch nicht belegbar.

In seinem vierbändigen Werk Der Pocahontas-Komplex zeigt Klaus Theweleit, wie Pocahontas zur „Founding Mother of the Nation“ stilisiert wurde. Durch ihre Taufe und die anschließende Heirat mit John Rolfe wurde sie ihrer eigenen Kultur entfremdet und symbolisch in das koloniale Narrativ eingebettet. Der Mythos beeinflusste maßgeblich die westliche Kultur, insbesondere im Hinblick auf Kolonialismus und Geschlechterverhältnisse, und diente als ideologische Rechtfertigung für den Landraub durch die weißen Siedler. Bis heute lebt dieser Mythos in Kunst, Literatur, Popkultur und in diversen Verfilmungen, etwa in Peggy Lees Song Fever aus dem Jahr 1961. Captain Smith and Pocantas had a very mad affair. When her daddy tried to kill him, she said, "Daddy, oh, don't you dare" He gives me fever with his kisses, fever when he holds me tight". Ihre Unsterblichkeit verdanken wir allerdings dem Disney Animationsfilm Pocahontas von 1995.


In seinem vierbändigen Werk Der Pocahontas-Komplex zeigt Klaus Theweleit, wie Pocahontas zur „Founding Mother of the Nation“  stilisiert wurde. Durch ihre Taufe 1613 als Gefangene der Kolonialisten auf Namen Rebeca und die anschließende Heirat mit Tabakpflanzer John Rolfe 614 wurde sie ihrer eigenen Herkunft entfremdet und inkulturiert in die englische Kultur und damit symbolisch in das koloniale Narrativ eingebettet.

Mit Avatar: Aufbruch nach Pandara (2009) und Avatar II: The Way of the Water (2022) Kam eine moderne Science-Fiction Version der Pocohantas-Erzählung in die Kino. Beide Filme handeln vom Konflikt zwischen der Machtgier der technologisch überlegenen Welt und den friedfertigen Na'vi. Beide zeigen eindrucksvoll und in fantastisch generierte Bilder die Spiritualität und Naturverbundenheit der Bevölkerung auf Pandora, während die Sequel das Thema Eroberung, Ausbeutung und Krieg nur streift und mehr eine persönliche Rache-Geschichte, was aber der bildgewaltigen Darstellung der Welt von Pandora keinen Abbruch tut. (Weitere Infos. Pocahontas | Die wahre Geschichte hinter der Gründung der USA;  Pocantas: Disney vs Realität.

4.2. Manifest Destiny: Ideologie und Realität der Westexpansion

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts orientierten sich die Vereinigten Staaten zunehmend nach Westen, um sich weitere Territorien einzuverleiben. Dadurch verschob sich die sogenannte Frontier immer weiter in Richtung Pazifik.

In seiner Schrift The Significance of the Frontier in American History (1893) beschrieb der Historiker Frederick Jackson Turner das Ende einer großen historischen Bewegung („the closing of a great historic movement“) und erklärte die Frontier für abgeschlossen. Die Eroberung und Demokratisierung des Westens war beendet. Mit dem Massaker von Wounded Knee (1890) endeten auch die blutigen Indianerkriege.

4.3. Staub, Freiheit, Legenden: Die Geburt des amerikanischen Helden


Nach dem Ende der Frontier begann die Mythologisierung des Wilden Westens als Verkörperung des American Dream von Unabhängigkeit und Freiheit – in einem Land, das nur in der Vorstellung existiert. Die erfolgreiche Marlboro-Werbung mit dem „Marlboro Country“ (1) und dem archetypischen Marlboro-Man auf dem Sunset Boulevard erinnert an den Beginn der Erzählung um die verschiedenen Cowboyhelden des Wilden Westens. Berühmt wurde dieser Mythos durch den Roman des deutschstämmigen Owen Wister, der mit The Virginian (1900) den Urvater aller Cowboys erschuf.

Er und alle ihm folgenden Helden folgte stets dem Western Code of Honor folgt. Er setzt sich ein für Gerechtigkeit, Gesetz und Ordnung, auch unter Einsatz seines eigenen Lebens.

Der Cowboy-Mythos wurde zur nostalgischen Rückbesinnung auf eine "golden Era", das es so nie gab. Auch heute noch repräsentiert die Cowboy Figur die amerikanische Vorstellung. Viele Neo-Western sind Zeugen der Popularität des Genre, auch im Weltall.

Der Westernfilm hielt an diesem Mythos zumindest bis in die 1960er-Jahre fest – verkörpert etwa durch Gary Cooper (High Noon, 1952), Stewart Granger(High Noon, 1952) und John Wayne  (Rio Bravo, 1959).. Der Film Shane (1953) gilt vielleicht sogar als der mythologischste Western des gesamten Genres. Kevin Costners Serie  Yellowstone (seit 2018) ist eine moderne Variante des klassischen Konflikts um das offene Land zwischen Ranchern und Siedlern im 19. Jahrhundert.


Nicht vergessen darf man, dass Amerika im Jahr 1980 den ehemaligen Schauspieler Ronald Reagan zum Präsidenten der USA gewählt hat. Besonders unter seiner Amtszeit (1981-1989) gab es erstaunliche Parallelen zur amerikanischen Außenpolitik, die vielleicht noch existieren.

In den 1960er-Jahren begann Amerika vor dem Hintergrund des Vietnamkriegs und der Anti-Vietnam-Demonstrationen damit, die romantisierten Erzählungen über den Wilden Westen zu entmythologisieren – insbesondere im Hinblick auf den Umgang mit der indigenen Bevölkerung. Dies zeigt sich etwa in Filmen wie Little Big Man (1970) mit Dustin Hoffman oder der Verfilmung der Kurzgeschichte von Dorothy M. Johnson (1956) A Man Called Horse (1970) mit Richard Harris. Ebenso wandelt sich die Darstellung der einstigen mutigen, aber einsamen Helden. Die Figuren z.B. in Sam Peckinpahs Filmen, mehr und mehr gebrochene Figuren, wie in No Country for Old Men (2007) oder The Power of the Dog (2021) Oft wird er dargestellt als Symbol für toxische Männlichkeit, Isolation und moralische Ambivalenz. (Vgl. Copilot (2025), Cowboy Mythos, abgerufen am 12.07.2925 um 11:00 Uhr.).


Ein weiteres bemerkenswertes Beispiel für Clint Eastwoods Schaffen ist die Komödie Space Cowboys aus dem Jahr 2000. Die Geschichte dreht sich um eine Gruppe ehemaliger Astronauten, die inzwischen in die Jahre gekommen sind und eigentlich schon längst aus dem aktiven Dienst ausgeschieden waren. Doch als ein defekter Satellit aus der Zeit des Kalten Krieges droht, zur Gefahr für die Erde zu werden, bleibt der NASA keine Wahl: Nur diese Veteranen verfügen noch über das Wissen und die Erfahrung, um die drohende Katastrophe abzuwenden.

Was folgt, ist eine Mischung aus humorvoller Nostalgie, technologischem Abenteuer und leiser Melancholie – denn die Mission ins All wird zur Reise durch vergangene Träume, vertane Chancen und wiederauflebende Kameradschaft. An Clint Eastwoods Seite stehen mit Tommy Lee Jones, Donald Sutherland und James Garner drei weitere Hollywood-Legenden, deren Chemie auf der Leinwand spürbar ist.

Bei allem Humor und Spaß, den man die alten Herren dabei zu zusehen, stecken hinter Space Cowboys durchaus ernste Themen, z.B. an die Spannungen zwischen den USA und Russland aus de Zeit des Kalten Krieges und die Notwendigkeiten Krisenzeiten zu kooperieren angesichts des Problems eines russischen Satelliten mit veralteter US-Technologie. Es ist zudem eine Reise, die zeigt, wie wichtig Zusammenhalt und Loyalität sind, besonders in Konfliktsituationen. Genau davon handelt auch Roddenberry Star Trek, vor allem in Star Trek: The Next Generation.

Erwähnen sollte vielleicht auch Clint Eastwoods Komödie Space Cowboys aus dem Jahr 2000, indem der Regisseur Eastwood eine Team alter abgehalfteren ehemaliger Astronauten ins All um die Erde zu retten. In weiteren Hauptrollen an Eastwood Clintwoods Seite sehen wir die alten Western Haudegen Tommy Lee Jones, Donald Sutherland und James Garner.

Die Geschichte der Kolonialisierung des Westen der USA (Westward Expansionim 19. Jahrhundert bildet die Vorlage für die Entdeckungsreisen im Weltraum. Die alte Frontier wurde ersetzt durch die New Frontier (J.F. Kennedy), als fortwährende territoriale Ausweitung, ausgedrückt im Star Trek Serienmotto "to boldy go where no one has gone before", allerdings mit friedlichen Mitteln. Gene Roddenberry Utopie eine United Federation of Planets ist seine Antwort auf die Konflikte in Politik und Gesellschaft in jener Zeit - der Vietnam-Krieg, Kolonialismus,

Imperialismus, Rassismus, Diskriminierung, ungerechte Güterverteilung usw. In der Roddenberrys Zukunftsvision sind all diese Probleme gelöst. In vielen Folgen der Star Tek: The Original Series spielen auf diese Konflikte an. Alte und neue Mythen sowie Fortschritte in der Raumfahrttechnologie inspirierten Gene Roddenberry zu Star Trek als eine neuen Mythos über die Reise ins All.


Sternzeit 1513,1 – das Jahr 2266: Die USS Enterprise NCC-1701 erscheint erstmals auf US-Fernsehbildschirmen, während auf der Erde noch das Jahr 1966 geschrieben wird. In mitten des Kalten Krieges entwickelte Roddenberry Serie, die sich radikal von allem vorher dagewesenen Unterscheidet. Mark Clark bezeichnete Star Trek subversiv, weil sie das Publikum zum Denken herausfordert. "Its episodes were easily digestible morality plays -the crew of the starship challenged the circumstances and were challenged in turn. They juggled logic against emotion before taking action - and always, always, they learned something in the process". (Clark, X. Mehr dazu in weiteren Kapiteln) Das ist ein Grund, warum Star Trek bis heute ein Mythos ist und bleiben wird,


5. Raumschiff trifft Prärie: Wie Gene Roddenberry den Weltraum zum Wilden Westen machte


„The Great Train Robbery“ (1903) gilt als der erste Westernfilm. Bereits damals zeigte er nahezu alle Elemente, die das Genre auszeichnen: Bankraub, Zugüberfälle, Schießereien, der Saloon als zentraler Schauplatz und nicht zuletzt die weite Landschaft jenseits der Frontier.

In Star Trek übernimmt der Weltraum die Rolle dieser Landschaft, und der Saloon findet seinen Platz in Ten Forward (TNG) Generation) oder Quark’s Bar (DS9). Schon in den Anfängen galt „Star Trek“ als eine Art Western – nur eben zwischen den Sternen. Und das kommt nicht von ungefähr: Die kreativen Köpfe hinter der Serie hatten reichlich Erfahrung mit Revolvern, Ranches und Raufereien … zumindest im Fernsehen. Viele Star Trek-Folgen,

besonders in der Originalserie, sind Adaptionen klassischer Westernelemente im Weltall. Raumschiffe werden überfallen und gekapert, Raumschlachten mit Phasern und Protonentorpedos ersetzen die Schießereien — inklusive Showdown. Und natürlich darf bei Captain Kirk die unvermeidliche Prügelei im „Weltraum-Saloon“.


Die beiden Folgen Spectre of the Gun (TOS 3x6) und  Spectre of the Guns (TNG 6x8) verweisen eindrucksvoll auf die Wurzeln der Serie. In der ersten Episode werden Kirk und seine Crew durch einen Zeitsprung in den berühmten Showdown am OK Corral  im Jahr 1881 zwischen den Earp-Brüdern und den Clantons verwickelt. In der TNG-Folge hingegen geht es „nur“ um ein Abenteuer auf dem Holodeck. Der Titel spielt jedoch deutlich auf den Sergio-Leone-Klassiker  „A Fistful Of Dollars“(1964) mit Clint Eastwood in der Hauptrolle an.


Was „Star Trek“ einzigartig machte, war genau diese Mischung: Science-Fiction gepaart mit Wildwest-Romantik. Statt Pferden galoppierten Raumschiffe durch die Galaxie, statt Sheriffs sorgten Captains für Ordnung – und die Abenteuerlust war dieselbe.

Star Trek blickt aus den Weiten des Weltraums auf seine eigene Herkunft zurück – was wenig überrascht, wenn man Gene Roddenberrys Biografie und den Hintergrund der Schauspieler von Star Trek: The Original Series betrachtet. Schon in den Anfängen galt „Star Trek“ als eine Art Western – nur eben zwischen den Sternen. Und das kommt nicht von ungefähr: Die kreativen Köpfe hinter der Serie hatten reichlich Erfahrung mit Revolvern, Ranches und Raufereien … zumindest im Fernsehen. Gene Roddenberry und Gene L.Coonh schrieben vor ihrer Zeit bei „Star Trek“ bereits Drehbücher für klassische Westernserien wie The Virginian (1962-1971) oder Have Gun-Will Travel (1957-1963). DeForest Kelley hatte seinen Wurzeln in Westerngeschichten. In You Are There  (1955) mimte er Ike Clanton – einen berüchtigten Gesetzlosen. Später übernahm er in „Star Trek“ die Rolle von Morgan Earp, einem echten Revolverhelden der Geschichte – diesmal allerdings an Bord der Enterprise. (2)


Das erklärt, woher Gene Roddenberry seine Idee hatte, Star Trek als „Wagon Train to the

Stars“ zu konzipieren. Er griff die typischen Mythen der amerikanischen Identität auf, um sie als Quelle für seine Geschichten zu nutzen – und zugleich kritisch zu hinterfragen. Raumschiffe ersetzten die Planwagen in der Zeit der „Old Frontier“, die aufbrachen dorthin, wo noch kein Mensch zuvor gewesen war - jenseits der New Frontier.


1964 wagte Gene Roddenberry das Undenkbare: Er kombinierte klassische Westernromantik mit der intergalaktischen Vision und schuf einen „Space Cowboy“, der nicht nur mit Warp-Geschwindigkeit reist, sondern auch für Freiheit und Gerechtigkeit im Universum kämpft, als Wagon Train to the Stars. Der Anfang einer TV-Revolution – und einer Legende namens Captain Kirk. Roddenberrys orientierte sich an der TV-Serie "Wagon Train (1957–1965), die ihrerseits vom klassischen John Ford Western Wagon Master (1950). präsentierte er sein Konzept den Desilu Studios und später NBC.

Die Grundidee? Eine Crew auf der Enterprise, geführt von einem Captain der Sternenflotte, der sich mutig in die unbekannten Tiefen des Universums vorwagt, als "a new frontiersman" und Cowboy im Weltraum, der für Frieden und Freiheit kämpft – nicht mit dem Colt am Gürtel, sondern mit Diplomatie, Technik und Mut. Captain James T. Kirk ist das Gesicht dieser Zukunft: ein Draufgänger, clever, risikofreudig und mit dem unerschütterlichen Glauben an das Gute. Er stürzt sich in brenzlige Situationen, wo andere längst aufgegeben hätten – und findet meist eine geniale Lösung. Dabei riskiert er oft nicht nur sein Leben, sondern das seiner gesamten Crew (Vgl. Fritsch, Lindwedel, Schärtl, 20) 


Die Episode Arena (TOS 1x19) bleibt eine der eindrucksvollsten Illustrationen dessen, was das Franchise so besonders macht: den Glauben an die ethische Weiterentwicklung der Menschheit. Als Captain Kirk von den mysteriösen Metronen auf Gestus III gefangen genommen und zu einem tödlichen Duell mit dem Captain der Gorn gezwungen wird, scheint alles auf einen klassischen Kampf ums Überleben hinauszulaufen.

Doch Kirk überrascht: Er siegt, aber verweigert sich der Logik von Vergeltung und Gewalt. Statt seinen wehrlosen Gegner zu töten, zeigt er Mitgefühl. Die Reaktion der Metronen? „By sparing your helpless enemy who surely would have destroyed you, you demonstrated the advanced trait of mercy. Something we hardly expected.“


Dieser eine Moment ist mehr als eine dramatische Wendung – er ist ein Statement. Die Zukunft hängt nicht allein von Warp-Antrieben und technischen Wundern ab. Entscheidend ist, wie wir mit Macht umgehen, ob wir Mitgefühl zeigen, wo Rache einfacher wäre. Interessant ist: Im Gespräch mit Spock deutet Kirk bereits das an, was Jahre später Star Trek: The Next Generation zum Kernthema erheben wird – eine Zivilisation, die sich durch Ethik definiert, nicht nur durch Fortschritt.


Kirk: "Wir sind eine vielversprechende Spezies, Mr. Spock – was Raubtiere angeht. Wussten Sie das?“

Spock „Ich hatte oft meine Zweifel.“

Kirk: „Ich nicht. Nicht mehr.“


Gene Roddenberry wusste genau, dass Star Trek nicht nur unterhalten, sondern auch eingefleischte Science-Fiction-Fans begeistern sollte. Für die Drehbücher verpflichtete er deshalb bekannte und renommierte SF-Autoren wie Richard Matheson, Robert Bloch (What Are Little Girls Made Of? (TOS 1x9, Catspaw TOS 2x1, und Wolf in the Fold TOS 2x7, Theodor Sturgeon (Shore Leave TOS 1x17 and "Amok Time" (TOS 2x5, Harlan Ellison (The City on the Edge of Forever, TOS 1x28 )und ließ sich sogar von H. P. Lovecraft inspirieren.

Der Pilotfilm The Cage – damals die teuerste Produktion von NBC – wurde abgelehnt. Man befand ihn als zu intellektuell und zu wenig actiongeladen. Außerdem erinnere Mr. Spock laut Kritikern an ein satanisches Wesen (vgl. W. Shatner, S. 75f). Roddenberry stieß zusätzlich auf Widerstand, als er mit Majel Barrett die Rolle der von „Number One“ mit einer weiblichen Offizierin besetzte – ein Bruch mit dem damaligen traditionellen Frauenbild. Dennoch erhielt er eine zweite Chance.

Für den neuen Pilotfilm Where no one has gone before (TOS 1x1) besetzte Gene Roddenberry alle Rollen neu – mit Ausnahme von Leonard Nimoy, der weiterhin Mr. Spock verkörperte. Die Hauptrolle des Captains übernahm nun William Shatner als James T. Kirk.

Doch das Budget war knapp, und Roddenberry sah sich einer großen Herausforderung gegenüber: Wie konnte er die TV-Stationen davon überzeugen, in die Serie zu investieren? Nach der Ablehnung des ursprünglichen Pilotfilms The Cage wuchs der Druck der Sender spürbar.

Mark Clark beschreibt den gesellschaftlichen Kontext folgendermaßen: „A new generation was coming of age, the Cold War was threatening to heat up, a long-simmering civil rights struggle had finally come to a boil, the nation was entangled in a terrible war in Vietnam, drug use had become pandemic, and the sexual revolution was beginning to change the way men and women regarded each other. And those things were just the tip of the iceberg.“ All diese Themen wurden in Star Trek aufgegriffen und spiegelten den Zeitgeist einer Ära im Wandel.


Erst als Roddenberry die Handlung ins 23. Jahrhundert verlegte, konnte er Geschichten über gesellschaftlich relevante Themen erzählen.„Setting Star Trek three hundred years in the future allowed (Roddenberry) to focus on the social issues of the 1960s without being direct or obvious.“ Diesen Tabubruch wagte er in der Folge Plato's Stepchildren  (TOS 3x1, in der der erste interrassische Kuss im US-Fernsehen gezeigt wurde.

Die turbulenten 1960er Jahre – geprägt von Rassenunruhen, dem Kalten Krieg zwischen den Supermächten, dem Vietnamkrieg und lauten Anti-Kriegsprotesten – brachten Gene Roddenberry auf die Idee, die Besatzung der Enterprise Vielfalt und friedliches Miteinander verkörpert, das nicht in einer idealisierten Vergangenheit, sondern mitten im Weltall. Die Crew der Enterprise wurde zum Symbol seiner Botschaft: Captain James T. Kirk und Dr. Leonard McCoy repräsentierten die USA. Doch mit dabei waren auch der schottische Ingenieur Montgomery Scott, der japanische Steuermann Hikaru Sulu, der russische Navigator Pavel Chekov, die afroamerikanische Kommunikationsoffizierin Nyota Uhura – und nicht zu vergessen Mr. Spock, der Vulkanier mit kühlem Kopf und heißem Herzen.


erstellt mi CoPilot, 2025
erstellt mi CoPilot, 2025

6. Vielfalt vereint durch Frieden. Roddenberrys Traum von einer United Federation of Planets.


Gene Roddenberry träumte von einer  United Federation of Planets. Er glaubte daran, „dass es in naher Zukunft eine Föderation geben wird, die die unterschiedlichsten Völker umfasst; dass auf der Erde Frieden herrscht, Hungersnöte beseitigt sind und der technische Fortschritt eine Grundlage schafft, die ein friedliches Zusammenleben ermöglicht“ (Andreas Rauscher).

Kirk: "Pille, erinnere dich doch mal an die Großmächte des 20. Jahrhunderts. Die haben sich damals waffenstarrend gegenübergestanden. Aber zu einem Krieg kam es trotzdem nicht.

Mc Coy: "Ja, ich erinnere mich, aber man hatte dauernd Angst, dass es dazu kommen könnte.

Kirk: "Was würdest du denn vorschlagen! Dass nur eine Seite mit den modernsten Waffen ausgerüstet wird? Du kannst versichert sein, dann würden wir jetzt nicht friedlich im Weltraum herumfliegen. Nein! Die einzige Lösung ist das Gleichgewicht der Kräfte.

Mc Coy: Und wenn die Klingonen noch mehr Waffen liefern? Kirk: Dann werden wir unseren Freunden auch mehr Waffen geben, um sie genauso stark zu machen. Ein schmutziges Spiel". (Star Trek VI:, The Undiscovered Country)


Die Mission der Enterprise bestand, wie oben bereits erwähnt, darin, in die Weiten des Universums vorzudringen, um „fremde neue Welten und Zivilisationen“ zu entdecken. Angesichts der gesellschaftspolitischen Probleme seiner Zeit sah Gene Roddenberry seine humanistische Zukunftsvision verwirklicht in einer Vereinigung aller Planeten, Völker und Spezies zu einem Bund, mit dem Ziel, friedliche Koexistenz, wissenschaftlichen Fortschritt und Diplomatie zu fördern.

Das Vordringen der Menschheit ins Weltall sollte dem Prinzip der Nichteinmischung folgen – der sogenannten Prime Directive. Die United Federation of Planets setzte damit einen ethischen Maßstab für das Handeln im gesamten bekannten Universum. Konflikte sollten durch diplomatisches Geschick und nicht durch militärische Auseinandersetzungen gelöst werden, was wiederholt zu Kontroversen führte.


Die Serie spiegelte gesellschaftliche Zustände der amerikanischen Gegenwart und Vergangenheit wider, insbesondere zur Zeit der Eroberung des Westens. Viele Episoden kritisierten Kolonialismus und Imperialismus – sowohl im 19. Jahrhundert als auch im Kontext aktueller Ereignisse wie dem Vietnamkrieg.


James T. Kirk war dafür bekannt, die ethischen Vorgaben der Prime Directive zu missachten (vgl. "Conscience is the ultimate measure of a man" ) Während die Föderation in der Originalserie eher eine Nebenrolle spielte, rückte sie in Star Trek: The Next Generation ins Zentrum fast aller Episoden. Captain Jean-Luc Picard musste sich häufig gegenüber der Föderation und dem Sternenkommando rechtfertigen.


Die Vision von Gene Roddenberry mit der Vereinigten Föderation der Planeten war wirklich faszinierend. Er entwarf ein Zukunftsbild, in dem Menschlichkeit über Profit, Erkenntnis über Gier und Kooperation über Konflikt triumphiert. Die Idee, dass Geld abgeschafft wird und Menschen aus intrinsischer Motivation handeln – aus Neugier, Mitgefühl, und dem Wunsch, etwas zur Gesellschaft beizutragen – ist geradezu utopisch. Gesellschaft beizutragen – ist geradezu

utopisch. Die Szene aus Star Trek: First Contact zwischen Picard und Lily bringt das genial auf den Punkt: Die Vorstellung, dass Arbeit nicht durch Bezahlung, sondern durch Bedeutung und Verantwortung motiviert wird, stellt unsere heutigen Konzepte ziemlich auf den Kopf. Die Gier nach Geld und Besitz wurde überwunden, ähnlich wie in Utopia von Thomas Morus.


Picard: “You see, in the 24th century, there is no money.”

Lily: “No money? That means you don’t get paid?”“ (Star Trek VII: First Contact)


Während die Welten von Star Trek: The Original Series und Star Trek: The Next Generation noch stark von einem Schwarz-Weiß-Denken geprägt sind, zeigen die Nachfolgeserien Star Trek: Deep Space Nine, Star Trek: Voyager und Jahrzehnte später auch Star Trek: Discovery, dass die Herausforderungen der Zukunft zunehmend komplexer werden.

Nach dem Erfolg der vier Star Trek Filme Star Trek: The Motion Picture und die Trilogie Star Trek II: The Wrath of Khan, Star Trek III: In Search of Spock and Star Trek IV: The Voyage Home (1986) arbeitete Paramount Television an der Rückkehr von Star Trek im Fernsehen, auf Wunsch vieler Zuschauer. Die Original Serie lief immer noch auf vielen Fernsehkanälen mehrmals in der Woche, in Deutschland sei 1972. Paramount wandte sich an Gene Roddenberry, der zuerst ablehnte, sich dann aber umentschied, u.a. weil die volle Kontrolle über über die neue Serie bekam und weil er die Zensur durch die Fernsehanstalten umgehen konnte. Nach wie vor verstand Roddenberry Star Trek als Möglichkeit seine humanistische Philosophie ins Bewusstsein der Menschen zu bringen. sprach sich gegen eine Neuauflage des Originals aus.


Roddenberry wollte jedoch gegen den Widerstand der Produzent neue Serie, sich von der Vorlage weitestgehend unterschied, aber immer noch als Star Trek erkennbar sei. Star Trek: The Generation zeichnete durch die Erweiterung des Handlungsspielraums und durch realistischere und komplexere Themen; Terrorismus (Star Ship Mine, TNG 6xx18; (The High Ground, TNG 3x2), Kriegsfolter (Chain of Command, (TNG 6x10, Bürgerkrieg (Redemption, TNG 4x26.25), was sicher aus dem Zeitgeist der 80iger und 90iger zumindest teilweise geschuldet war. Die vielleicht beste Folge war der Konflikt mit dem Borg Imperium (Best of Both Worlds, TNG 3x26; 4x1, Vgl. Hansemann, 29).


In TNG zeigte sich die Förderung von ihrer besten Seite, mit einigen Ausnahme und was insgesamt der feste Anker für das Zusammenleben der Völker und Planeten. Sie sollte Roddenberrys Vorstellung über die Menschheit in der Zukunft die das Potential zum Guten in sich trage und sich fortlaufend moralisch und ethisch weiterentwickelt. Die Wurzeln dafür lagen, so Andreas Raucher in Roddenberrys radikalem Humanismus, den er nie aufgab. "Ich glaube, er hatte die Idee, ein Zukunftsbild der Menschheit zu entwickeln, wo nicht alles perfekt ist, wo aber die Menschheit gelernt hat aus ihren Fehlern und zu einer besseren Gesellschaftsordnung gekommen ist“. Es gibt weder Ungerechtigkeit noch Kriege. Krankheiten, Hunger und Armut seien überwunden. Anstelle von Machtgier sollte der Wunsch nach Erkenntnis vorherrschen, mir dem Ziel die wissenschaftliche, philosophische und sozialen Weiterentwicklungen zu fördern. Auch das Geld war abgeschafft worden.


Man wundert sich, „dass man damit durchgekommen ist, in einem kapitalistischen System wie den USA eine Utopie zu etablieren, in der Geld keine Rolle spielt. Das ist ja eigentlich hochkommunistisch“, wundert sich Yann-Patrick Schlame. Offensichtlich leben die Menschen in der Zukunft in einer Art amerikanischem Sozialismus – was durchaus als Kritik an der damaligen Wirtschaftspolitik unter Präsident Reagan, den sogenannten „Reaganomics“, verstanden werden kann. Star Trek ist bedingungslos fortschrittsgläubig. Für Geschäfte und Geld scheinen sich nur die Ferengi zu interessieren

Dass die Menschen in der Zukunft aus ihren Fehlern gelernt hat, ist durchgängig Thema in fast allen Folgen und das Fundament, auf dem die Serie steht. Ich denke, TNG startete nicht zufällig mir einer Gerichtsverhandlung (Encounter at Fairpoint, TNG 1x1.2), in der Captain Picard und seine Offiziere, stellvertretend für Verbrechen der Menschheit zum Tode verurteilt wurden. In der finalen Doppelfolge (All Good Things,7x25.26) findet sich Picard erneut im selben Gerichtssaal wieder.


7. Star Trek and Beyond


Star Trek spielt in der Zukunft. Und die Zukunft ist ein „undiscovered country“, wie der klingonische Kanzler Gorkon treffend bemerkt (Star Trek VI: The Undiscovered Country) – ein Wagnis, das man immer wieder eingehen muss, wenn man Grenzen überschreitet. Die Zukunft bleibt stets unentdeckt, bis sie zur Gegenwart geworden ist.

Ähnliche Themen greifen auch spätere Spin-offs auf: Star Trek: Deep Space Nine thematisiert Misshandlung und Verzweiflung, während die Parallelserie Star Trek: Voyager eher eine Wiederholung früherer Motive bietet. Die Serie Star Trek: Enterprise wurde als Prequel konzipiert und dreht sich im Wesentlichen um die erste Begegnung mit fremden Völkern – wobei ethische Dilemmata, militärische Spannungen und interkulturelle Konflikte eine zentrale Rolle spielen.


Mit Star Trek: Discovery (DIS, 2017),  Star Trek: Captain Picard und Star Trek: Strange New Worlds (2022) wird die Utopie im 21. Jahrhundert neu ausgehandelt – mit teils ambivalenter Fortschrittsdarstellung. Letztere Serie soll laut TrekZone nach der fünften Staffel eingestellt werden Weitere Produktionen auf aktuellen Streaming-Diensten abrufbar sind die Serien Star Trek: Prodigy (2022-26), Star Trek: Legacy (2025) Star Trek: Section 31 (2025). Sie zeigen die ungebrochene Relevanz von Star Trek Marke für politische und gesellschaftliche Diskurse.


2009 kam der erste Folge der Star Trek Reboot Serie in die Kinos, mit Christopher Pine als Die Handlung um den jungen Kirk und seinen Freunde wurde in ein

Paralleluniversum verlegt – mit großem Erfolg. Es folgten Star Trek: Into Darkness (2013) und Star Trek: Beyond (2016)  Damit gelang Paramount ein spektakuläres Neuauflage des Star Trek-Franchise.

Der neue Star Trek-Film Star Trek: New Horizon sollte 2025 in die Kinos kommen, liegt jedoch derzeit auf Eis. Nach neuesten Informationen scheint sich zu bestätigen, dass der vierte und letzte Teil der Reboot-Reihe doch noch erscheinen wird – wann genau, ist allerdings ungewiss  (Quelle: Moviepilot vom 03.07.2025, abgerufen am 09.072025 um 12.30 Uhr).   

Neue Serien sind u.a. Star Trek: Prodigy (2022-26), Star Trek: Section 31 (2025), Star Trek: Star Fleet Academy und Star Trek: Legacy (2025) 7. Die tiefere Botschaft von Star Trek: ein Fazit

Wenn man „Star Trek“ hört, denkt man oft zuerst an Warpgeschwindigkeit, Phaser und fremde Planeten. Aber was, wenn ich dir sage, dass die Serie viel mehr ist als nur Science-Fiction? Für viele von uns ist sie eine Bildungsreise – ein Spiegel für philosophische, religiöse und psychologische Fragen unserer Zeit.


Gene Roddenberry, der Kopf hinter dem Franchise, hatte eine Vision: eine Menschheit, die ihre Fehler nicht verleugnet, sondern aus ihnen wächst. Seine humanistische Grundhaltung zieht sich durch alle Serien wie ein roter Faden. Die Crew der Enterprise repräsentiert nicht nur technische Raffinesse, sondern auch moralische Reife – oder zumindest den beständigen Versuch, diese zu erreichen.


Doch das Universum, das Star Trek erforscht, ist nicht nur dort draußen. Es spiegelt die unentdeckten Regionen in uns selbst wider – unsere Ängste, Sehnsüchte und unser Streben nach Erkenntnis. Der „undiscovered country“, wie es in der finalen Folge von The Next Generation heißt, ist eine Metapher für die eigene Seele. Die Reise ins Ich kann ebenso verstörend und abenteuerlich sein wie die Erkundung fremder Sterne.


Früher übernahmen Mythen und Märchen diese Aufgabe: Sie leiteten uns durch Wandlungsprozesse und halfen, unsere Identität zu formen. Heute sind es Serien wie Star Trek, die mit archetypischen Figuren und tiefgründigen Symbolen neue Wege eröffnen. Captain Picard als moralischer Kompass, Q als tricksterhafte Herausforderung – ihre Begegnungen lassen uns über unsere eigene Haltung nachdenken.

Am Ende entlässt Q Captain Picard und mit ihm die Menschheit mit der Aufgabe für die Zukunft: "Not mapping stars and studying nebulae, but charting the unknown possibilities of existence." Es ist nicht nur sein Abschiedswort, sondern eine Einladung uns alle, nicht im Welt zu suchen, sondern in uns selbst.


Star Trek ist ein moderner Mythos, der uns – bei aller Unterhaltung – dabei helfen kann, uns selbst, die Welt und den gesamten Kosmos besser zu verstehen. In diesem Sinne sind Literatur und Film durchaus therapeutisch zu begreifen, als Kirk sich mit seiner "bösen" Seite auseinandersetzen muss (Kirk:2=? ( TOS 1x4) Oder Data, der sich in Descent (TNG 6x26/ 7x1) mit seinen Aggressionen auseinander setzen muss (s. dazu: Psychotherapie in Literatur & Film, III.3)

Star Trek ist nach 63 Jahren immer noch eine Utopie, eine, an die man gerne glauben möchte und die wir gerade jetzt dringend nötig haben. "It has become something enornmously greater than that. It has become a defining piece of American culture" (Mark Clark). In weiteren Artikel werden spezielle Themen rund um Star Trek vertieft und weiter ausgeführt.

__________ 1. Jeder kennt das berühmte überdimensionale Billboard des Marboro Man Ende des Sunset Boulewards in Beverly Hills. Der Marboro Man war nicht nur das Icon für die Zigarettenmarke Marlboro, sondern verkörperte darüber hinaus den amerikanischen von Freiheit, Unabhängigkeit und Abenteuerlust in freier Natur, jenseits urbaner Zwänge. "You already know his weathered face. You have seen him on billboards, in magazines, and in television commercials as one of the Marlboro Men.

He stands an inch over six feet, and from the square jaw and straight, dry lips to the cold blue eyes, surrounded by razor-thin wrinkles, his features are those of the archetypal cowboy, etched in whang leather. Even when he rode across television screens, accompanied by music intended to excite everyone's Western blood, his unhurried movements and gestures suggested a man perpetually and wondrously relaxed. Come to where the flavor is". Henry Bergon, 1978, in: Looking Far West, ed. by. Bergon, and Papanikolas, F.,456 - 460) Wayne McLaren war der erste Darsteller, star später an Lungenkrebs, wie einige seiner Nachfolger. 2017 stellte Philipp Morris die Werbekampagne ein.


2. De Forest Kelley sind hatte zwei weitere Auftritte in der Western-Serie The Virginian (Der Mann von der Shiloranch (1963), u.a, Man of Violence (2X14,  zusammen mit Leonard Nimoy. James Doohan war in mehreren Episoden von Gunsmoke (Rauchende Colts, 1955-1975), hatte eine Gastrolle in Bonanza sowie in Outer Limits. Mehr über die Vor-Star Trek Rollen der Hauptdarsteller, s. Clark, 2012, W. Shatner 43-51, De Forest Kelley, 52-60, Majel Barret, James Doohan, Nichelle Nichols, George Takei und Walter Koenig, 61-67.


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LITERATUR:

Die Fotos und Infografiken wurden erstellt mit Microsoft CoPilot 2025



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