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Was ist der Mensch, dass du an ihn denkst. (Psalm 8) – Exerzitien im Alltag zur Adventszeit I

Aktualisiert: 5. Dez. 2023

Traditionsgemäß beginnt die die vorweihnachtliche Zeit mit dem 1. Adventssonntag, in diesem Jahr am 03.12.2023.

Christen bereiten sich auf die Erscheinung des Messias, des Erlösers, des Heilands und Retters vor. Advent heißt griechisch ἐπιφάνεια epipháneia.

In den Gottesdiensten wird unsere Erwartung der Geburt Jesu in Bethlehem in den Liedern der Gemeindet musikalisch hörbar, z.B. in den Liedern „Oh Heiland reiß die Himmel auf“ oder „Tauet Himmel der Gerechten“.


Tauet Himmel der Gerechten (Michael Denis, 1774) (1)

Strophe 6: Welterlöser, ich erfülle deines treuen Knechtes Rath, Komm in meines Fleisches Hülle! Wie dein Both verkündet hat. Komm und bringe mir den Frieden! Menschen ist er nur beschieden, Die von gutem Willen sind, Komm! ich bin es göttlichs Kind!


Aktueller ist kann ein Kirchenlied in der heutigen Zeit nicht sein. Wir sehnen uns nach Frieden, nach Heil und Erlösung durch die Geburt des Messias in der Krippe.in Bethlehem. Gott wird Mensch, wie Johannes im Prolog zu seinem Evangelium schreibt: "das Wort ist Fleisch geworden" . (Joh 1,14). Wo aber sind wir erlöst in diesen Tagen von Klimawandel, Umweltkatastrophen, Ungerechtigkeit, Hunger und Leid auf der ganzen Welt, nicht zu vergessen die beiden schrecklichen Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten zwischen Israel und den Hamas? Bleibt da die Hoffnung auf Frieden und Versöhnung nicht auf der Strecke, der Westen, auch Deutschland die Ukraine mit Waffen beliefert?

Jeden Tag werden wir mit Berichten und Bildern über die Gräueltaten des Krieges, über das Leid der Menschen auf beiden Seite, konfrontiert, ohne Perspektive auf ein Ende der Kampfhandlungen, auf eine friedliche Lösungen durch Verhandlungen JETZT.

In der Ukraine wird weiter gekämpft, um jeden Meter, ohne ersichtlichen Gelände-gewinn. Erinnerungen an den Stellungskrieg im ersten Weltkrieg werden wach. Tausende Soldaten wurden in einer sinnlosen Schlacht "verheizt" in den Schützengräben des Todes" genauso wie im ersten Weltkrieg im den Schützengräben, in einer sinnlosen Schlacht, die tausenden Soldaten das Leben. In beindruckender und gleichzeitig schockierender Weise führt uns der oskarprämierte Film "Im Westen nichts neues, in den Wahnsinn der Schützengräben an der Westfront. "Hört endlich auf!!!!" möchte man schreien.

Sollte die Ukaine den Krieg gegen Russland tatsächlich gewinnen, was dann? Ebenso in Israel, das seit seiner Staatsgründung von arabischer Seite immer wieder angriffen wurde? Wie soll da Frieden sein zwischen Juden und Arabern?

Oder schauen wir in den Nahen Osten, wo Israel einen Verteidigungskrieg gegen die Hamas führt, die auf brutalste Weise Männer, Frauen und Kinder, vergewaltigt, gefoltert, ermordet und entführt hat, und auch so viele zivile Opfer unter der Bevölkerung in Gaza. Man unschwer nachvollziehen, das Israel sich in einem schwierigen Dilemma finden - Geiseln retten, die Hamas zerstören und gleichzeitig die Zivilbevölkerung schonen?

Zumindest haben in der letzten Woche für ein paar Tage die Waffen geruht, um Geiseln auszutauschen gegen gegen Palästinenser, die in israelischen Gefängnissen saßen und um humanitäre Hilfe für die Menschen in Gaza zu leisten. Wo bleibt das der Mensch?

Wo bitte ist da Erlösung, möchte man fragen. Ist das nicht blanker Zynismus, wenn wir an Weihnachten für ein paar Tage "heile Welt" habe auf, friedlichen sitzend unter den Lichtern des Christbaumes, nach dem wichtigen Christmas-Shopping-Erlebnis? Auch bei uns in Deutschland leiden Menschen, an Armut, Verzweiflung, in der Angst haben Angst abgehängt zu werden. Die Schlangen vor den Tafeln werden immer länger?

Und was sagt das über unser Land aus, wenn unsere jüdischen Mitbürgerinnen so große Angst wie seit langen nicht mehr haben und sich mehr auf die Straße zu trauen? Die ZEIT ONLINE berichtete am 29. November der Verfassungsschutz sehe erhöre Anschlagsgefahr. Oder T-online berichtet am selben Tag daüber, wie Weihnachtsmärkte vor Terroranschlägen geschützt werden können. „Es gibt Daten, die darauf hinweisen, dass es zu Anschlägen kommen könnte“, so die Welt am 30. November?

Wo bleibt da der Aufschrei? Können wir angesichts dessen unberührt auf das Christkind in der Grippe anschauen? Leben wir nicht bereits in einer apokalyptischen Zeit? Kann man noch an das Gute im Menschen glauben? können. Schon die Sprache verrät uns: Putin der Böse, ein Diktator ohne Skrupel, Israel habe kein Existenzrecht, müsse dem Erdboden gleich gemacht werden usw. Was ist das los? Ja, gerade an Weihnachten kann, darf, muss man das. Unser Heiland, der gekommen ist um uns zu erlösen, war Jude. Wo ist da das NIE WIEDER?

Wenn wir glauben, Gott Mensch geworden, müssen wir jedes Jahr an Weihnachten die Frage stellen. Wie können wir trotz allem Bösen menschlich werden und bleiben?

Darum geht es an Weihnachten. Alle Menschen sehnen sich nach Geborgenheit, nach Angenommen sein, nach Frieden, nach Heil, einfach sein zu dürfen, Mensch zu sein, ohne wenn und aber. Ist da nicht die eigentlich die Weihnachtsbotschaft für alle Menschen auf dieser Erde?

Was kann da tun? Die eine Möglichkeit ist Weihnachten einfach zu ignorieren. Die andere sich zu besinnen, sich vorzubereiten auf das Kommen des Messias. Wenn wir von der Menschwerdung Gottes in Jesus sprechen wird, muss das Konsequenzen für unser Verständnis vom Menschen haben.

Der Gründer der Communauté de Taizé Frère Roger Schütz nennt das "Kampf und Kontemplation" - sich zu besinnen in der Stille des Gebets, der Meditation, im gemeinsamen Singen und in der Begegnung miteinander. Bis heute werden Jugendliche aus der ganzen Welt von diesem magischen Ort angezogen (vgl. Loning, S.,2023, Aufbruch in Taizé in: Die Zeit v. 29.11.2023). (2)

Schauen wir nach innen. Aber wie macht man das? Was ist wichtig? Eine Möglichkeit könnte sein versuchen sich jeden Tag eine kurze Auszeit, 5-10 Minuten vielleicht, gönnen, für einen Moment aus der Hetze des Alltags aussteigen, zur Ruhe kommen. Man kann einfach nur still sitzen, sich auf seine Atmung konzentrieren und seinen Gedanken freien Lauf lasen. Die Atmung ist das Instrument für den Weg nach innen, zu sich selbst. Manche Familien singen mit ihren Kindern Adventslieder; es gibt vielen Möglichkeiten Spiritualität in Alltag zu leben. Gebet, Meditation, Musik, gemeinsames Singen, kann zu mehr Achtsamkeit, zur Veränderung der Haltung und Einstellung führen.

Die Schau nach innen ist in vielen Meditationsformen sich des Göttlichen anzunähern, die Gegenwart Gottes zu spüren, sein Herz öffnen für sich und die Welt. Spiritualität für eine Ethik der Gute, der Achtsamkeit, der Gewaltlosigkeit und Friedfertigkeit im Sinne des Nicht-Verletzens (Claus Eurich. www.interbeing.de) Ethik sei sogar noch wichtiger als Religion, so der Dalai Lama.

Wir müssen dazu keine Mystiker sein, und keine buddhistischen Mönche werden. Mystik und Spiritualität gelingt auch im Alltag. Darin liegt die Kraft sich den Herausforderungen des Lebens und der Welt zu stellen, in Ehrfurcht gegenüber Gottes Schöpfung, gegenüber unseren Mitmenschen und alle Menschen, die in Not sind und Hilfe und Zuwendung brauchen.

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EXKURS 1: Was was wir aus der Bibel lernen. Eugen Drewermann über den Krieg in der Ukraine und im Nahen Osten.


Anlässlich des brutalen Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 spricht Eugen Drewermann zu über den Krieg in der Ukraine, um dann auch auf das Thema Israel einzugehen. Und er betont erneut, dass der einzige Ausweg nur in Gewaltlosigkeit liegen kann. (siehe Clip 1)

Ich zitiere ihn an dieser Stelle mit Auszügen, weil es gerade in diesen Tagen um die Geburt des Messias geht, an den wir Christen glauben, weil Jesus in seinem Auftreten den Menschen zeigt, wie Gott. Denn Jesus war Jude, was bedeutet, dass "wir zu Juden geworden sind eigentlich durch den Juden aus Nazareth (siehe Clip 2).Die Geschichte über Abrahams Söhne Ismael, Abraham verstößt ihn und seine Mutter Hagar 2 mal, und Isaak. Beide sind Söhne Abrahams - Juden und Araber, beiden wurde das gelobte Land versprochen. (siehe Clip 3). Martin Buber zitierend geht es jetzt darum, wie die Nachkommen Isaaks und Ismaels zusammen im gelobten Land leben können. (Siehe Clip 4) Wie kann das geschehen? (siehe Clip 5) Zum Schluss sein Friedensappell (siehe Clip 6). Wir nennen uns Christen, weil wir den Messias kennen.

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Vom Mensch sein und vom Mensch werden: Oder - Werde, der bist"

In unsere Seelsorgeeinheit in Göppingen hat die Pastoralreferentin Petra Renz in diesem Jahr eine kleine Hilfe mit Impulsen zum Thema "Mensch entworfen. Sie möchte dazu einladen sich gemeinsam auf den Weg zu machen in Erwartung auf die Geburt des Gottessohne. Insofern richten sich die Alltagsexerzitien vorwiegend an die Gemeinden der Seelsorgeeinheit Göppingen. Ich gehe aber davon aus, dass Frau Renz bereit ist die Impulse weiterzugeben. Infos unter der Seite Pfarrgemeinde St. Maria Göppingen


Alle vier Impulse haben das Thema Mensch sein - Mensch werden. Anhand von ihr ausgewählten Bibelstellen aus der Schöpfungslehre der Bibel geht erst einmal sich dem eigenen Lebensweg. zu wenden. Wie bin ich geworden, was ich bin, was macht mich aus, welche Stärken habe ich, welche Schwächen - im Gleichnis von den Talenten gibt Jesus darauf eine Antwort. Welche Sehnsüchte habe ich, was wünsche ich mir von der Zukunft. Was erhoffe ich für mich.

In einem zweiten Schritt könnte die Fragen auftauchen, was der Mensch als Wesen ist. Hier geht um das biblisch-christliche Menschenbild. "Was ist der Mensch". Wieso hat Gott uns überhaupt geschaffen, wenn wir daran denken, was Menschen Menschen immer wieder antun? Es ist die Frage nach der seiner "Größe" und seinem "Elend" (A. Maslow).

Natürlich gibt unterschiedliche "Menschenbilder". Aber wodurch unterscheidet sich das christliche Verständnis vom Menschenbild, sagen wie der Psychoanalyse, der Neurowissenschaften, der Kybernetik, Robotik und der KI? All diese Menschenbilder haben ihre Berechtigung, können jedoch in eigentliche Frage nach dem, was der Mensch ist, nicht beantworten. Gerade in der Frage der Ethik kann dies zu Kontroversen führen. Grundlage kann nur der Glaube sein, dass Gott geschaffen und gewollt hat. Wir sind sein Ebenbild (Gen 1) (3) Und wir so gemeint sind, dann hat es Konsequenzen für den Umgang miteinander.

Ein Blick in entsprechenden Bibelstellen (z.B. Psalm 8, Psalm 139) können wir erfahren, was oder wer sind, welche Aufgaben wir haben, für uns, für meine Umgebung für die Welt und Gottes Schöpfung. Es besteht die Möglichkeit, leider nur die Personen, die Göppingen wohnen. sich online zu treffen und sich auszutauschen.

Weitere Impulse werden jeden Montag im Advent erscheinen.

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Exkurs 2: Die Botschaft vom zweiten Schöpfungsbericht - eine persönliche Bemerkung

Einer meiner Lieblingsstellen sind die beiden Schöpfungsgeschichten am Anfang der Bibel. Jeder möge sich für einmal durchbuchstabieren, welche Aussagen der zweite Schöpfungsbericht über den Menschen macht.

Man stelle sich einen Töpfer vor, der an der Töpferscheibe sitzen eine Vase, einen Teller oder Becher, oder Tiefe töpfert und aus einem Klumpen Ton ein Kunstwerkt schafft. Wer schon mal getöpfert hat, weiß wie es sich anfühlt wen man/frau das Ergebnis anschaut.

Es geht um letztlich um Nachfolge. Jesus sagt, was ihr dem geringsten getan habt, das habt ihr mir getan. Wie? Sich um Menschen in Not sind, sein Herz öffnen, einen achtsamen Umgang mit der Schöpfung pflegen, eintreten für Frieden und Gerechtigkeit usw., jeder an seinem Ort, an den Gott ihn gestellt hat, gemäß seinen Talenten oder Charismen, wie Paulus sagte.

Eine konkrete Aufgabe sehe ich hier und heute sich öffentlich und lautstark gegen den zunehmenden Antisemitismus stellen, zu protestieren gegen Judenhass und Antisemitismus auf deutschen Straßen, aber auch in den Köpfen von so vieler Menschen. Einen kleinen Beitrag zum Wachsen des Reich Gottes in Kleinen und im Großem und Kleinen das Gebot der Stunde. Wir sind zu Juden geworden durch den Juden aus Nazareth (Eugen Drewermann). Ansonsten wird "Erlösung" zu holen Formel.


Zum Schluss: Eine Freundin von mir hat zum Advent folgenden Text geschrieben..

Endlich wieder Advent,

dem erwarteten Retter sei Dank!

Zeit zum Innehalten und

Chance zur kollektiven

Psychotherapie

mit Heilungsaussichten

für eine seelen- und orientierungslose christliche Gesellschaft,

die alle Jahre wieder das

Selbstverständliche und

Wesentliche erwecken muss:

Selbsterkenntnis,

Praktizierung von

Menschlichkeit und

Nächstenliebe

Menschwerdung

UND

der richtige " Gebrauch des Herzens" für Herzlichkeit und Mitgefühl

genannt Herzöffnung

im Sinne des erwarteten

Retters

um bis zum

nächsten Advent in seinen Spuren leben zu können

(Monika Kuske)


Gott möge uns behüten und mit seiner Güte segnen. Einen gesegneten 1. Advent.

_________________________________________ Hier die komplette Rede Eugen Drewermanns auf Youtube

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Anmerkungen:

1. Der Dichter Friedrich Spee half u.a. mit diesem Lied aus dem Jahr 1631 den Hexenwahn zu beenden. Das Lied sei kein „Klingeling“, urteilte Herbert Prantl in der SZ v.23.12.2016). Es sei der bittere Ruf “nach Gerechtigkeit; es ist die Klage darüber, dass Weihnachten nicht kommt, obwohl es im Kalender steht. Die Klage legt die Enttäuschung frei und bricht der Sehnsucht Bahn. Sie ist der Versuch, sich zu wehren gegen kollektiven Wahn. Spee flieht nicht, auch nicht in simple Antworten. Er konnte den Terror nicht stoppen; aber er konnte tun, was ein Einzelner tun kann: ihn anklagen. Das hat er getan: Er hat es nicht bei Forderungen an den himmlischen Heiland belassen; er wurde zum Widerständler, zum Whistleblower des 17. Jahrhunderts“. 2. Zur Erklärung: Kampf und Kontemplation“, dies bleibt die Grundspannung des christlichen Glaubens, welche es nicht auseinanderzureißen, sondern die es jeweils neu auszubalancieren und oft auch auszuhalten gilt. Ein christliches Leben hat eine Verheißung und lebt von einer Hoffnung, die weit über die Kämpfe unseres Arbeitslebens hinausreicht. Das betrifft die Frage, wie Christen sich in der Welt, im Berufsleben, im Alltag etc., einsetzen können, "ohne das gute Bekenntnis meines Glaubens zu Nächstenliebe und Versöhnung preiszugeben": Kampf und Kontemplation, auf: kda-bayern.


3. Diese Methode kommt urspünglich aus den Baisgemeinden in Lateinamerika. (siehe Anleitungen: Stärkung und Herausforderung; Bibel teilen - mit anderen - mit mir.) 3. Die beiden Schöpfungsgeschichten Gen 1 und Gen 2 sind keine wörtlich zu nehmende Erzählungen über die Schöpfung die Erschaffung des Menschen, also keine Werdegeschichten sondern "Wesensgeschichten". Diese Geschichten versuchen die Frage "Was der Mensch ist, und welche Aufgabe er in der Welt hat, nämlich die Erde zu "bebauen und zu bewahren". Und was machen wir? Wir zerstören sie.

Übrigens ist der Mensch (Adam) allein, weshalb ein im entsprechende Gegenüber hat. Tiere sind ihm nicht ebenbürtig. So erschuf Gott "Eva" (im hebr. die weibliche Form von Adam, übersetzt vielleicht mit "Männin" . Für Adam ein DU, aus seiner Rippe stammend, gleichwertig und auf Augenhöfe. Soviel zum Thema "Frauen in der Kirche". Und für mich können das Männer und Frauen, Schwule und Lesben, oder non-binären ein DU, so geschaffen von Gott



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