Ende des19. Jahrhundert, einer Zeit mit rasanten technologischen Entwicklungen und religiösen Umbrüchen schuf Science-Fiction "lebendige" Mythen. So sollten dem Menschen seinen Platz im Universum verdeutlichen. Denn Science-Fiction "deals with human responses to changes in the level of science". (Asimov, zit in: ebd). Mythen erzählen von einer Wirklichkeit, die über die rein wissenschaftliche Sicht hinaus geht. Mythen hielten Antworten auf die existentiellen Fragen des Leben bereit. Darin sah die Science-Fiction ihre Aufgabe, u.a., indem sie Gegenentwürfe zur Gegenwart entwarfen, entweder als Ziel (Eu-Topos) oder als Warnung (Dis-Topos). (Richter, 8). Die konnte nur gelingen, indem sie Wissenschaft mit Religion und Philosophie in Verbindung brachte (Vgl. Simkins, 2016). Neben der Literatur ist heute der Film, die auf die Sehnsucht der Menschen antworten. Alle großen Kinofilme beziehen sich auf die Grundthemen des Menschen. (Vgl. Seeßlen, Metastrukturen des Mythos)
Es war Gene Roddenberry, dem wir dieses Zitat verdanken. Er hatte die geniale Idee für eine neue Weltraumserie hatte. Mit Star Trek wollte Roddenberry "gesellschaftlich relevante Geschichten ... erzählen". Leider wurde die Serie wegen geringer Zuschauer-zahlen kurz vor der Mondlandung abgesetzt.
Die Begeisterung für den Weltraum basierte u.a Erfolgen des amerikanischen Weltraum Programms, besonders mit der Landung auf dem Mond 1969. Damit Weltraum zum Sehnsuchtsort für eine bessere Welt. Star Trek sei eine "optimistische Vision von der Zukunft der Menschheit ". (Tyrie, 2024).
Patrick Steward, in: 30 Jahre Star Trek Auschnitt 30 Jahre Star Trek Stat 1 Dokumentation
Die Quelle für seine Idee fand Roddenberry in der Reiseliteratur, angefangen bei Homers Oddyssee, über Utopia von Thomas Morus, Moby Dick von Hermann Melville bis Gulliver's Travels von Jonathan Swift, den Roddendenberry seit seiner Kindheit schätze Immer sind es es Reisen ins Ungewisse - Gulliver's Travels zu den Sternen .
Roddenberrys Star Trek-Projekt sei eine soziale Philosophie und erzähle von der conditio humana ((Vieweg, 11) Roddenberry dachte, dass er seine philosophische Ideen mit einer TV-Serie mehr Menschen erreichen würde. Die Serie sollte unterhalten, aber auf einer tieferen ist Star Trek ein Geschichtsstunde über das philosophische Denken. Viele Episden basieren auf wichtigen Idee großer Denker; Platon (Platon's Children), Johann Gottlieb Fichte, Immanunel Kant oder Georg Willhelm Hegel. Es mache einen Unterschied, ob man den Kosmos aus philosophische Perspektive (Spocks Logik und Vernunft) oder vom Standpunkt menschlicher Gefühle betrachtet (Vgl. Vieweg,17f). Wer nachts in den Sternenhimmel blickt, kann nicht nicht anders als erfürchtig werden. Rudolf Otto bezeichnete diese Erfahrung als das mysterium tremendum et fascinosum. An einigen Beispielen soll das näher erläutert werden.
Space: the final frontier. These are the voyages of the starship Enterprise.
Its five-year mission: to explore strange new worlds; to seek out new life and new civilizations;
to boldly go where no man has gone before!
Der Pilotfilm The Cage, damals die teuerste NBC Produktion, wurde allerdings abgelehnt. Sie sei, zu intellektuell sei und habe und zu wenig Action. Zudem habe Mr. Spock eine satanischen (Vgl. W. Shatner, 75f). Zudem verstieß er gegen das traditionelle Frauenbild mit der Besetzung einer weibliche Offizierin als Number One, gespielt von Majel Barrett. Gott sei Dank bekam Roddenberry eine zweite Chance.
Für den zweiten Pilotfilm Where no one has gone before (TOS, I, Ep. 9) besitze Roddenberry alle Rollen neu, außer Leornard Nimoy als Mr. Spock. William Shatner übernahm die Rolle als Captain James T. Kirk. Kirk ist der Draufgänger unter den Star Trek Captains. (Über Führungsstile s. Maren Hoffmann, Autoritär wie Captain Kirk - oder besser sachlich wie Picard?)
Roddenberry war sich bewusst, dass die Serie unterhalten, aber auch die Hardcore Science-Fiction Fans ansprechen sollte. Für die Drehbücher verpflichtete berühmte Science-Fiction-Autoren wie Richard Matheson, Robert Bloch, H.P. Lovecraft und Harlan Ellison (The City on the Edge of Forever, 1967, Staffel 1, Ep.28). Es war die erste TV-Serie mit einer kontinuierlichen Besetzung.
Probleme
Aber wie sollte er die TV-Stationen dazu bewegen, Geld in eine Serie zu investieren? Jedenfalls wurde nach der Ablehnung von The Cage der Druck der Fernsehsender immer größer.
Als Roddenberry die Handlung in 23. Jahrhundert verlegte, konnte er Geschichten über die Themen erzählen, die ihm wichtig erschienen Ted Danson: 30 Jahre Star Trek
Mir dieser Idee gelang es ihm Tabus in der Gesellschaft anzusprechen, ohne dass seine Geldgeber die bemerkten. "Setting Star Trek three hundred years in the future allowed (Roddenberry) to focus on the social issues of the 1960s without being direct or obvious". Einen solchen Tabubruch darzustellen erlaubte sich Roddenberry, als er in der 1. Folge, Staffel 3 Plato's Stepchildren den ersten interracial kiss im Fernsehen zeigte, was nicht ganz stimmt.
Die 60er Jahre waren vor allem geprägt von Rassenunruhen, der Konfrontation der beiden Supermächte und an Anti-Kriegs Demonstrationen gegen den Krieg in Vietnam. Deshalb wollte Roddenberry eine Besatzung an Bord der Enterprise, die Vielfalt und Diversität repräsentiert. (Vgl. Sci-fi meets Fiction II.2.2)
Gene Roddenberry träumte von einer United Federation of Planets. Er glaubte daran, “dass man in naher Zukunft eine Föderation hat, die die unterschiedlichsten Völker umfasst und das auf der Erde Frieden eingekehrt ist, dass es keine Hungersnöte mehr gibt, dass man sozusagen mit diesem technischen Fortschritt eine Basis schafft, dass man damit in Zukunft ein friedliches Zusammenleben ermöglicht.“ (Andreas Rauscher).
Picard: „Sehen Sie, im 24. Jahrhundert gibt es kein Geld“.
Lily: „Gibt es kein Geld? Bedeutet das, Sie werden nicht bezahlt?“ (TNG)
Offensichtlich leben die Menschen in der Zukunft in einer Art amerikanischem Sozialismus, was als Kritik an der damaligen Wirtschaftspolitik unter Präsident Reagan, genannt "Reaganomics". Aufgrund technologischer Fortschritte konnten Probleme wie Hunger und Armut überwunden. Star Trek sei bedingungslos fortschrittsgläubig. „Ich glaube, die Wurzeln von Star Trek liegen in so einer tiefen humanistischen Überzeugung, die Gene Roddenberry gehabt hat. Ich glaube, er hatte die Idee, ein Zukunftsbild der Menschheit zu entwickeln, wo nicht alles perfekt ist, wo aber die Menschheit gelernt hat aus ihren Fehlern und zu einer besseren Gesellschaftsordnung gekommen ist.“ (Andreas Rauscher)
Kirk: Pille, erinnere dich doch mal an die Großmächte des 20. Jahrhunderts. Die haben sich damals waffenstarrend gegenüber-gestanden. Aber zu einem Krieg kam es trotzdem nicht.
McCoy: „Ja, ich erinnere mich, aber man hatte dauernd Angst, dass es dazu kommen könnte.“
Kirk: „Was würdest du denn vorschlagen! Dass nur eine Seite mit den modernsten Waffen ausgerüstet wird? Du kannst versichert sein, dann würden wir jetzt nicht friedlich im Weltraum herumfliegen. Nein! Die einzige Lösung ist das Gleichgewicht der Kräfte. Beide müssen gleich stark sein.“
McCoy: „Und wenn die Klingonen noch mehr Waffen liefern?“
Kirk: „Dann werden wir unseren Freunden auch mehr Waffen geben, um sie genauso stark zumachen.Ein schmutziges Spiel.“
Der Bezug zum Rüstungswettlauf der beiden Supermächte ist offensichtlich.
Letztlich lässt sich festhalten, dass diese Vision nach wie vor den Charakter von Science-Fiction trägt: Star Trek eröffnet uns die Möglichkeit zur Selbstreflexion anhand der Episoden und des Verhaltens ihrer Figuren – ganz nach dem Motto: "Wer wagt, kann verlieren, wer nicht wagt, hat schon verloren", oder anders ausgedrückt: gesagt: 'Wachstum geschieht nur außerhalb der Komfortzone.
Ebenso kann Weltraum innerpsychisch als das "unentdeckte Land" (Star Trek VI. The Undiscovered Country) der eigenen Seelenlandschaft gedeutet werden. Seine Psyche zu erforschen, kann ebenso
gefährlich sein, ist aber notwendig für die Persönlichkeitsentwicklung des Menschen. Davon erzählt der Mythos seit Beginn der Menschheitsgeschichte. (Vgl. Simkins, 2016)
Heutzutage hat das Kino) diese Funktion übernommen. (Vgl. Voytilla, 1999. Dazu passt Zitat des allmächtigen Q. Literatur und Film sind in diesem Sinne durchaus Psychotherapie. (Vgl. The Enemy within, TOS I,Ep.4 1966). Siehe dazu Literatur und Psychotherapie.
Star Trek ist nach 63 Jahren immer noch eine Utopie; eine, an die man gerne glauben möchte und die wir gerade jetzt dringend nötig haben.
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LITERATUR:
Braward, B., 2023, Boldy Reviewing the Voyages: Plato's Stepchildren, 2023, Hulshut, R., 2024, William Shatner's Favorite Star Trek Episode Is Also One Of The Show's Most Controversial, Hulshut, R., 2024, I Want Strange New Worlds To Break Star Trek Canon & Save Captain Pike. Orquiala, J., 2024, Star Trek Strange New Worlds’ 4 Versions Of Kirk Explained.
Prell, St., 2016, Gene Roddenberry - Der Erfinder von „Star Trek“. Schulz, B., 2016, 50 Jahre „Star Trek“- Ein Spiegel gesellschaftlicher Realitäten.
Simkins, J., 2016, The Science Fiction Mythmakers: Religion, Science and Philosophy in Wells, Clarke, Dick and Herbert (Critical Explorations in Science Fiction and Fantasy Book 54) (English Edition) . McFarland & Company, Inc., Publishers. Kindle-Version.
Stowe, D., Why Kirk replaced Pike in Star Trek: The Original Series, 2024
Vieweg, Kl, Entschuldigung..Wozu braucht Gott en Raumschiff. Die Philosophie in Star Trek, Ludwigburg
Tyrie, S., 2024), Star Trek zeigt uns eine postkapitalistische Zukunft.
Voyttlla, St., 1999, Myth and the Movies.
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