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DIANA FOREVER OR: HARRYS "SPARE"


Was ist nicht alles schon gesagt oder geschrieben über "Spare" (dt. Übersetzung Reserve). Der Economist titelt am 14. Januar 2023 "Prince Harry’s autobiography is an ill-advised romp.". Die peinlichste Passage sei, wenn er beschreibt, "how he lost his virginity to an older woman who “smacked my rump” and used him “not unlike a young stallion, um nur ein Besipiel zu nennen.


Zudem soll das Buch auch viele Fehler enthalten. Sven Christian Schulz im RND (RedaktionsNetztwerk Deutschland)vom 17. Januar 2023: "In Harrys Biografie „Spare“ (deutscher Titel: „Reserve“) werden immer mehr Fehler bekannt. Einige Geschichten aus dem Buch sind offenbar klar widerlegbar und nicht einmal der Satz, auf den der Titel anspielt, soll tatsächlich gefallen sein." (vgl. auch: "Immer Mehr Fehler aufgedeckt", in: FAZ v. 15.1.2023)


Muss einen das interessieren? Ehrlich, ich bin in und her gerissen zwischen Neugier und Desinteresse. Aber irgendwie haben mich die Royals fasziniert, was vielleicht auch daran lag, dass ich 1 Jahr da gewohnt habe.


Seit ich im 1979/80 die Gelegenheit an der Universität Exeter in England zu studieren bin ich begeistert von diesem Land. Jedes Mal, wenn ich nach England kam, mit Schiff, Auto oder Bahn war das wie "Coming Home". London ist immer noch "my favourite city". Natürlich war ich fasziniert von der Royal Family. Ich erinnerte mich, wie ich Hochzeiten von Prince Charles und Diana 1981 und Prince Andrew und Sarah Ferguson 1986 im Wohnzimmer zusammen mit den Familien meiner englischen Freund miterleben durfte. Da habe ich gespürt, wie wichtig die Monarchie und die Royal Family war die Engländer:innen war. Mich hat das Fieber auch irgendwie gepackt. Am Tag der Hochzeit von William und Kate war ich London auf einer Fortbildung und konnte live miterleben, wie begeistert die Menschen vom Glanz der Monarchie waren. (1)

Auch später, nach der der Trennung Charles und Diana, war ich eine Fan von Charles, besonders aufgrund seines Engagement für arbeitslose und sozial benachteiligte Jugendliche im England der Thatcherjahre und seinem seinem unermüdliche Einsatz für Klimaschutz und Nachhaltigkeit. In einer Dokumentation Ende der 90iger plädierte dafür, dass wir eine Verantwortung für die Umwelt haben. Er nannte das "Stewardship". Das versteht sich von selbst, dass ich ein Fan der Fernsehserie "The Crown" bin.

Vom 9. November an zeigte Netflix die 5. Staffel der Serie. Im Zentrum stand der Ehekrieg von Charles und Diana, der letztlich zur Trennung und Scheidung führte Als dann Diana1987 in Paris verunglückte und darauf starb, fiel die ganze Welt in eine Art Schockstarre. Gerade aus den USA heimgekehrt saß ich den ganzen Abend vor dem Fernseher

Als Hauptschuldige und Unfallverursacher galten für viele Politiker und Prominente waren schnell gefunden - die Medien, die Diana und ihr neuer Freund Dodi Al-Fayed

gnadenlos gehetzt worden seinen wurden. Die Queen und ihre Familie wollten im Stillen, zurückgezogen im Schloss Balmoral, den Tod der beiden Boys William und Harry betrauern. Das Volk jedoch wollte die Königin sehen - "Show that you care" . Die englische Monarchie und vor allem die Queen selbst zunehmend die Unterstützung ihrer Untertanen. Ich erinnere an eine Karikatur des Independent, die eine abgebrannte Kerze zeigte mit der Unterschrift The End of Monarchy. Schon ein Tag später sprach der gerade frisch gewählte Premierministern Tony Blair.

Premierminister Tony Blair der Familie sein Beileid aus, nannte Diana "The people's princess", was natürlich als politischer Angriff auf die Royal Family und ihren Umgang mit Diana verstanden wurde. Nach der Scheidung von Prinz Charles verlor sie alle Titel. Am Ende dieser Woche sah sich die Queen sogar genötigt in ihrer ersten Live-Ansprache an ihr Volk Diana ihrer Tribut zu zollen. Unvergessen der Film "The Queen" mit Helen Mirren als Königin Elisabeth.

Die Ereignisse um den tragischen Tod seiner Mutter Lady Diana in einem Tunneld von Paris nach einer Paparazzi-Jagt hat Harry wohl stärker belastet als angenommen. Er scheint bis heute an dieser Theorie festzuhalten. Auch die Heirat mit einer Amerikanerin hat dazu beigetragen. Jedenfalls wurde Meghan Markle von der britischen Presse nicht gerade zimperlich behandelt und immer wieder attackiert, "teilweise mit rassistischen und misogynen Untertönen. " (Vgl. Antonia Baum, DIE ZEIT v 311. JANUAR 2023). Das erklärt vielleicht, warum er die Presse, so scharf attackiert. "Es ist in seiner Augen diese Presse, die seine Mutter auf dem Gewissen hat und mit der seine Familie gemeinsame Sache macht, die Presse, auf die er angewiesen ist, ..."


So hört auch immer wieder, dass er seine Familie von einem ähnlichen Schicksal schützen möchte, wie es seine Mutter erleben musste. So könnte eine Intention für "Spare"ein, dass er und Meghan "ihre eigene Geschichte zu erzählen, nicht die Presse soll die Kontrolle übernehmen, das übernehmen Harry und Meghan (was man ebenfalls als das Antreten beziehungsweise die Verteidigung von Dianas Erbe verstehen kann).


Dann heiratete Prinz William Kate Middleton. Viele Kommentatoren waren damals der Ansicht, dass die Vermählung des Prinzen mit einer Bürgerlichen nur möglich wurde aufgrund der Geschichte des tragischen Todes 1997. Im April 2011 erschien dazu ein Artikel der bekannten Schriftstellerin Monika Ali mit den Titel "Was will diese Kate". "Bei der Hochzeit werden wir ihr zujubeln. Aber ohne das Schicksal von Lady Di würde sich niemand für Prinzessin Catherine interessieren", so die Autorin. (1)

Während in den letzten Jahren relativ ruhig um die königliche Familie war. vielleicht abgesehen von den Vorwürfen über sexuellen Missbrauch von Prinz Andrew. Dann kam die nächste Krise. Prinz Harry und seine Frau Meghan zogen aus der ersten Reihe royaler Pflichten zurück, und verließen kurze Zeit später England. Seither leben sie in die USA. [Siehe "Prinz Harry und Meghan verlassen England " auf msn online.]

Seither gab es immer wieder Trouble, seien u.a es Vorwürfe seine Frau sei am Hofe diskriminiert worden oder das Interview mit Oprah Winfrey.


Und jetzt setzt Prinz Harry noch einen drauf. Schon lange angekündigt erschien diese Woche die heiß ersehnte Autobiografie von Prinz Harry.

Will er sich an seiner Familie, insbesondere an seinem Vater und seinem Bruder rächen?

Ein Vorwurf scheint u.a zu sein, dass Kate und Meghan seinem Vater König Charles III. und seiner Königin den Rang ablaufen könnte, ähnlich seine Mutter damals an der Seite von Prinz Charles. [Sie auch "Immer Ärger mit Harry" in der ZEIT sowie die ZDF Doku Bericht Bunte.de v. 13.01.2023

Ist Prince Harrys "Spare" ein politisches Manifest, fragt Amy Davidson Sorkin im New Yorker vom 18. Januar 2023?. Über die Royal Family schreibt sie; "it’s not just that the personal is political: Harry’s person is political. He became, in some sense, a public employee, or public property, the day he was born." Was den Vorwurf des Rassismus, dem er und seine Frau gewesen ausgesetzt, schreibt sie, "Politics is a broad rubric, but it certainly encompasses the racial politics of some of the response in Britain to Meghan, whose mother is Black. That reaction included hyper-scrutiny, expressions of discomfort, and overt racist vitriol, including wishes for her death.


Wie auch immer wird es schwierig die Wahrheit herauszufinden? Möchte die man wirklich wissen? Jedenfalls habe das Buch eine anrührende Seite, meint Patrick Schwarz (Vgl. die ZEIT Nr 3/2023), des zeichne sein Buch aus, vor allem wenn er mit seinem Bruder William hinter dem Sarg seiner Mutter gehen musste. " Da­mit lässt sich Har­rys Weg we­der auf ein zy­ni­sches Geld­spiel in der glo­ba­len Auf­merk­sam­keits­öko­no­mie re­du­zie­ren noch auf Bös­ar­tig­keit ge­gen­über sei­nem Bru­der Wil­liam oder dem al­ten Va­ter, von dem das Buch den Ver­zweif­lungs­ruf kol­por­tiert: »Plea­se, boys, don’t make my fi­nal ye­ars a mi­se­ry«, Jungs, bit­te macht mir mei­ne letz­ten Jah­re nicht zum Elend." Was allerdings seine Lebensbeichte schwer erträglich mache sei sein "emotionaler Würgegriff. Bleibt die Frage, so Schwarz, "Wie um­ge­hen mit den Wahr­hei­ten mei­nes Le­bens, die nicht die Wahr­hei­ten der an­de­ren sind?


Was ist also nun mit dem Buch? Laut Antonia sei Harrys Sicht auf seine Familie gar nicht so negativ. Sein "Blick auf die eigene Familie wirkt überhaupt nicht so kompromittierend und tischtuchzerschneidend, wie zuletzt dauernd zu lesen war, sondern manchmal sehr liebevoll, gerade was Harrys Vater Charles betrifft: "Es fiel ihm schwer, sich mitzuteilen, zuzuhören, von Angesicht zu Angesicht vertraulich zu sein. Gelegentlich nach einem langen, mehrgängigen Abendessen ging ich nach oben und fand einen Brief auf meinem Kopfkissen. Darin stand dann, wie stolz er auf dieses oder jenes von mir .

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Anmerkungen

1. Wer sich literarisch mit der Royal Family bauf humorvolle Weise beschäftigen möchte, dem seien die Bücher der britischen Autorin Sue Townsen, insbesondere The Queen and I, empfohlen. In diesen lustigen und komischen Roman werden nach dem Wahlgewinn der Republican Party den Windsors alle Privilegien entzogen. Von nun an müssen Sie in Hellebore Close in einer Sozialwohnung leben.

2. Im selben Jahr Monika Ali hat übrigens das Buch "Untold Story" veröffentlicht. Es handelt um eine alternative Geschichte, in der Diana den Unfall überlebt, nach Amerika auswandert und ein bürgerliches Leben führt. Aus der Ferne beobachtet sie das Aufwachsen ihrer Söhne William und Harry. Doch eines Tages kommt ein Journalist auf ihre Spur und findet. Das Ende der Geschichte möchte ich an dieser Stelle nicht spoiliern.

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